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Politik: Thronfolge unter greisen Brüdern

Mit dem Tod von König Fahd beginnt in Saudi-Arabien ein Reigen der greisen Thronfolger. Denn sein Halbbruder, der neue König Abdullah, ist mit 80 Jahren kaum jünger als sein Vorgänger.

Kairo (01.08.2005, 12:34 Uhr) - Kronprinz Sultan ist Jahrgang 1927 und auch die Nächsten in der Thronfolge gehören zur gleichen Generation. Sollte der Thron künftig tatsächlich, wegen des hohen Alters der wichtigen Prinzen, in schneller Abfolge immer wieder neu besetzt werden, könnte dies zu einer politischen Lähmung führen, die sich Saudi-Arabien nach Ansicht von Beobachtern gerade jetzt nicht leisten kann.

Seit zwei Jahren liefert sich die Polizei in der Hauptstadt Riad im Wochenrhythmus Schießereien mit El-Kaida-Terroristen, die seit zwei Jahren Anschläge im Königreich verüben. Auf Grund der extrem hohen Geburtenrate fehlt es immer mehr an Arbeitsplätzen für junge Menschen, von denen sich viele außerdem für einfache Jobs zu schade sind, die meist von Gastarbeitern erledigt werden. Frustriert sind auch die Liberalen und Intellektuellen, die mehr Mitspracherecht für die Bürger und mehr Rechte für die Frauen fordern. Letztere setzen ihre Hoffnungen vor allem auf Abdullah, der mit seiner Frömmigkeit und seinen guten Beziehungen zu den wichtigen Stämmen vielleicht eher in der Lage wäre, Reformen gegenüber den einflussreichen Islamgelehrten durchzusetzen.

Die US-Regierung, die traditionell enge Beziehungen zu dem größten Ölproduzenten der Welt pflegt, ist mit Abdullah in seiner Zeit als Kronprinz dagegen nie so richtig warm geworden. Er spricht nur Arabisch und gilt als konservativ. Auch gehört er nicht zu den im Westen erzogenen so genannten Sudeiri-Brüdern, zu denen der verstorbene König Fahd und auch der neue Kronprinz Sultan zählen und die in der Vergangenheit eine Reihe lukrativer Rüstungsgeschäfte mit US-Konzernen abgeschlossen hatten.

Das strategisch so wichtige Verhältnis zwischen der Supermacht und der Golfmonarchie, die ausländischen Christen das Bauen von Kirchen und Frauen das Autofahren verbietet, ist seit dem 11. September 2001 trotz aller gegenteiligen Beteuerungen getrübt. Zwar ist Saudi- Arabien inzwischen selbst Opfer des Terrorismus. Doch die Tatsache, dass 15 der insgesamt 19 Flugzeugattentäter vom 11. September 2001 aus Saudi-Arabien stammten, haben einige Kreise in Washington den Saudis bis heute nicht verziehen. Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa (tso)

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