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Thürigen: Rechtsextreme Bands wollen in Gera auftreten

Der thüringischen Stadt Gera steht ein hartes Wochenende bevor: Eine große Anzahl Neonazis wird am Sonnabend erwartet, da die NPD hier wieder unter dem Motto "Rock für Deutschland" ein Konzert mit mehreren rechtsextremen Bands veranstaltet.

Von Frank Jansen

Im vergangenen Jahr kamen 4000 Rechtsextremisten in die Stadt. Das war die höchste Teilnehmerzahl seit Beginn der Konzertreihe im Jahr 2003 und eine der größten braunen Veranstaltungen bundesweit. Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) und Oberbürgermeister Norbert Vornehm (SPD) rufen zu friedlichem Protest gegen das rechtsextreme Festival auf. Das Verwaltungsgericht Gera untersagte allerdings Vornehm am Mittwoch, in seiner Amtsfunktion als Oberbürgermeister zu Aktionen gegen das Konzert aufzurufen. Die Richter gaben einem Eilantrag der NPD statt. Vornehms Aufruf zum Protest war im Juni im Amtsblatt erschienen.

Mit deutschtümelnden Liedern wollten Neonazis „gerade junge Menschen zu ihrer gefährlichen Ideologie verführen“, warnte Ministerin Taubert. Ihr Haus beteiligt sich finanziell an der für Sonnabend geplanten Veranstaltung von Nazi-Gegnern unter dem Motto „Gera bunt tolerant weltoffen – Kein Platz für Nazis“. Der Interkulturelle Verein Gera bekam 2000 Euro aus Lottomitteln.

Wieviele Neonazis in diesem Jahr kommen, ist offen. Die NPD sprach gegenüber der Polizei nur von 1500 Konzertteilnehmern. Eine größere Zahl sei aber nicht auszuschließen, sagte der Sprecher Polizeidirektion Gera. Man habe sich Unterstützung von Einsatzkräften der Bundespolizei, aus Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz gesichert. Bei den elf Veranstaltungen der Nazi-Gegner seien 2500 Personen zu erwarten.

Ein Grund für den starken Andrang von Neonazis zum Konzert im vergangenen Jahr war der Auftritt der Band „Die Lunikoff-Verschwörung“, deren Sänger Michael Regener in der Szene als Kultfigur gilt. Regener war bis 2003 der Frontmann der Berliner Band „Landser“, die vom Berliner Kammergericht im Dezember 2003 zu einer kriminellen Vereinigung erklärt wurde. In dem Prozess gegen die drei Mitglieder von Landser verurteilten die Richter Regener als Rädelsführer zu drei Jahren und vier Monaten Haft. Der Auftritt im Juli 2009 in Gera war einer der ersten Regeners nach der Entlassung aus dem Gefängnis.

In diesem Jahr sollen ebenfalls einschlägig bekannte Rechtsrock-Bands auftreten, darunter „Frontalkraft“ und „Noie Werte“. Mutmaßlich rechtsextreme Straftäter heizen bereits die Stimmung an. Im Eingangsbereich des Rathauses habe es kürzlich einen „kleinen Brandanschlag“ gegeben, sagte Oberbürgermeister Vornehm. Es seien Zeitungen angezündet worden, „ein Zufall ist das nicht“. Außerdem seien die Scheiben des Büros eines SPD-Landtagsabgeordneten eingeworfen worden. Und laut Polizei wurden im Juni im Stadtzentrum aus Gehwegen fünf „Stolpersteine“ herausgerissen, die an jüdische Opfer des NS-Regimes erinnern. Die Polizei nahm einen 22-jährigen fest, der die Tat bestreitet.

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