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Tibet: Neue Proteste in Lhasa - Mönchen droht Strafe

Trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen sind unmittelbar nach dem Besuch einer Gruppe ausländischer Diplomaten in Lhasa neue Proteste aufgeflammt. Die chineseische Regierung hat unter dessen angekündigt, protestierende Mönche zu bestrafen - entgegen Verpsrechungen gegenüber Journalisten.

Im Zentrum der tibetischen Hauptstadt haben am Samstag tausende Tibeter demonstriert, berichtete die exiltibetische Regierung. Kurz zuvor hatten die Diplomaten aus 15 Botschaften aus Peking einen knapp eintägigen Besuch in Lhasa beendet, der aber keine neuen Fakten erbrachte. Nach den dreiwöchigen Unruhen der Tibeter gegen die chinesische Fremdherrschaft wurde der Chef der tibetischen Kommission für Minderheiten und Religion ersetzt, wie die Zeitung "Xizang Ribao" (Tibet Daily) ohne Angaben von Gründen berichtete.

Aus Angst vor Protestaktionen wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die Ankunft der Olympischen Flamme aus Griechenland am Montag in Peking noch einmal verschärft. Die Olympia-Organisatoren schlossen "aus Sicherheitsgründen" kurzfristig zwei Dutzend ausländische Medienorganisationen von der Zeremonie auf dem streng abgeriegelten Platz des Himmlischen Friedens aus, darunter auch deutsche Medien. Nach der Störung bei der Entfachung des Feuers in Olympia in Griechenland durch Angehörige von "Reporter ohne Grenzen" befürchten die Behörden in Peking möglicherweise ähnliche Aktionen.

Mönche müssen mit Strafe rechnen

Die rund 30 Mönche, die am Donnerstag den Besuch einer Gruppe ausländischer Journalisten im Jokhang Tempel zu einem Protest genutzt hatten, müssen entgegen erster Angaben doch mit Strafe rechnen, wie informierte Kreise berichteten. Meinungsäußerungen würden nicht belangt, "aber wer separatistische Tendenzen an den Tag legt, wird nach dem Gesetz bestraft", teilten Regierungsvertreter den ausländischen Diplomaten in Lhasa mit, die sich nach ihrem Schicksal erkundigt hatten. Den Journalisten war versichert worden, die Mönche kämen ungeschoren davon, was Exiltibeter schon angezweifelt hatten.

Nahe dem Jokhang Tempel und dem Rimpoche Kloster im Herzen Lhasas kam es unmittelbar nach der Abreise der Diplomaten zu neuen Protesten. Über Zusammenstöße mit der Polizei wurde nichts bekannt. "Es war ein großer Protest", zitierte Radio Free Asia einen Augenzeugen. In Aba in der Nachprovinz Sichuan, das mehrtägige blutige Proteste mit mindestens 23 Toten erlebt hatte, hatten Sicherheitskräfte am Freitag das Kirti Kloster gestürmt und mehr als 100 Mönche festgenommen, wie das tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) berichtete.

Ob der Wechsel an der Spitze der tibetischen Kommission für Minderheiten und Religion mit den Unruhen zusammenhing, war unklar. Die Neubesetzung billigte der Ständige Ausschuss des tibetischen Volkskongresses im Rahmen weiterer Umbesetzungen in Tibets Gerichten und Staatsanwaltschaft, wie die "Xizang Ribao" berichtete. Auffällig war, dass an der zweitägigen Sitzung der Parlamentsführung nur 28 Mitglieder teilnahmen, während 15 um Beurlaubung aus gesundheitlichen oder privaten Gründen gebeten hatten. Wichtiger Programmpunkt war die Verurteilung des Dalai Lamas und seiner Anhänger wegen deren "Anstiftung zu separatistischen Verbrechen".

Dalai Lama bittet um Hilfe

Aus seinem indischen Exil rief der Dalai Lama die internationale Staatengemeinschaft zur Unterstützung auf. "Ich stehe hilflos da und bete nur", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Samstag nach einem interkonfessionellen Gebet im indischen Neu Delhi. Gleichzeitig bekräftigte er, China verdiene trotz seines Vorgehens in Tibet, Gastgeber der Olympischen Spiele zu sein.

Nach dem Reiseverbot für ausländische Journalisten und Beobachter forderten die ausländischen Diplomaten in Lhasa freien Zugang nach Tibet und zu anderen von Unruhen betroffenen Gebieten. Wie die US-Botschaft berichtete, hätten sich auch die Diplomaten nicht unabhängig in Lhasa bewegen und mit Bewohnern nicht unbeaufsichtigt sprechen können. Wie informierte Kreise berichteten, war der Besuch ein "sehr straff organisierter, aber wenig geschickt veranstalteter Versuch, die offizielle chinesische Sicht der Dinge zu vermitteln".

Die Diplomaten hätten deutlich gemacht, dass sie "mit der Show nicht zufrieden waren". Doch bewertete eine diplomatische Quelle die Reise als "einen Schritt in die richtige Richtung", mehr unabhängige Beobachter nach Tibet zu lassen. Fragen nach den Ursachen der Unruhen und den Umständen, wie sie unter Kontrolle gebracht worden seien, seien aber unbeantwortet geblieben. (saw/dpa)

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