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Tibet

© AFP

Tibet: Tibetische Reiter stürmen Stadt - China spricht von "Kampf um Leben und Tod"

Entgegen anderslautender Angaben aus Peking gehen die Kämpfe in Tibet weiter. Ein kanadischer Fernsehsender zeigte die Eroberung einer chinesischen Stadt durch berittene Tibeter. China verschärft unterdessen seine Rhetorik und bezeichnete den Dalai Lama als "Teufel".

Mehr als tausend Tibeter, einige von ihnen zu Pferd, haben einem kanadischen Fernsehbericht zufolge eine entlegene Stadt in der chinesischen Provinz Gansu gestürmt. Dabei griffen sie ein Regierungsgebäude an und hissten die tibetische Flagge, berichtet der Fernsehsender CTV. Die Fernsehbilder zeigen jubelnde Tibeter beim Sturm auf eine ungenannte Stadt in der nordwestchinesischen Provinz, ihre Pferde wirbelten dabei eine Staubwolke auf, einer der Reiter hielt eine riesige Flagge hoch. Dem Bericht zufolge forderten sie die Unabhängigkeit Tibets von der Volksrepublik.

CTV zufolge gingen rund hundert schwerbewaffnete Soldaten mit Tränengas gegen die Tibeter vor, als diese das Regierungsgebäude angriffen. In dem TV-Beitrag waren laute Detonationen zu hören. Zugleich waren zahlreiche tibetische Männer und Frauen zu sehen, die in Panik flüchteten. Einige von ihnen bedeckten offenbar wegen des Tränengases ihren Mund. Ein Mann blutete heftig aus einer Kopfwunde, er berichtete einem CTV-Reporter, dass er geschlagen worden sei. Zu sehen war auch, wie eine Gruppe von Menschen die chinesische Flagge von einem Schulgebäude herunterholte und stattdessen die Fahne Tibets hisste. Dem CTV-Reporter zufolge ereigneten sich ähnliche Szenen auch in anderen chinesischen Städten.

Dalai Lama bittet Welt um Hilfe

Der Dalai Lama hat unterdessen um die Hilfe der internationalen Gemeinschaft gebeten. "Ich suche die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für unsere Anstrengungen, die Probleme des Tibet mittels Dialog zu lösen", schrieb das geistliche Oberhaupt der Tibeter in einer Erklärung. Der Buddhist rief die Staats- und Regierungschefs dazu auf, Peking zu einem Dialog mit den Tibetern zu drängen. Der Druck könnte zudem bewirken, dass sich China bei seinem Vorgehen gegen Demonstranten "zurückhält" und mit den Festgenommenen fair umgeht.

Angesichts der Äußerungen des Dalai Lama verschärfte China seine Rhetorik gegenüber den Tibetern. Man werde einen "Kampf um Leben und Tod" führen, ließ der kommunistische Parteichef der Region, Zhang Qingli, verlautbaren. Das geistige Oberhaupt sei ein "Wolf in der Kleidung eines Mönches, ein Teufel mit dem Gesicht eines Menschen".

Peking schickt 20.000 paramilitärische Kräfte

Um die Proteste unter Kontrolle zu bringen, sind 20.000 Angehörige der paramilitärischen bewaffneten Polizei (Wujing) von der Provinzhauptstadt Lanzhou an fünf Orte in den tibetischen Regionen von Gansu entsandt worden, berichtete Free Tibet Campaign. Augenzeugen hätten in Gannan 102 Lastwagen mit Polizeikräften gezählt, die mit Waffen und Tränengas ausgerüstet gewesen seien. In der Provinz Qinghai demonstrierten 200 tibetische Lehrer.

Ein Konflikt um den Führer der Tibeter zeichnet sich bereits zwischen Großbritannien und China ab. "Ich werde den Dalai Lama treffen, wenn er in London ist", erklärte Premier Gordon Brown im Parlament. Wann das sei, könne die Regierung noch nicht sagen. Der Dalai Lama wird allerdings am 22. Mai zu einer Veranstaltung in der Royal Albert Hall in London erwartet. Browns Vorgänger Tony Blair war während seiner Amtszeit in die Kritik geraten, weil er es ablehnte, den Tibetischen Führer zu treffen. (jvo/dpa/AFP)
  

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