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Politik: Tierseuchen: Maul- und Klauenseuche breitet sich weiter aus

Hoffnungen auf eine Eindämmung der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien haben sich mit dem Auftreten neuer Krankheitsfälle zerschlagen. Am Dienstag wurde der Erreger an fünf weiteren Orten - unter anderem in Wales - entdeckt.

Hoffnungen auf eine Eindämmung der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien haben sich mit dem Auftreten neuer Krankheitsfälle zerschlagen. Am Dienstag wurde der Erreger an fünf weiteren Orten - unter anderem in Wales - entdeckt. In Brüssel verlängerte der Veterinärsausschuss der EU ein Exportverbot für britische Tiere, Fleisch- und Milchprodukte. Frankreich kündigte an, alle im Februar aus Großbritannien importierten Schafe töten zu lassen.

"Es ist eine gefährliche Situation", sagte ein Vertreter des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Wolf-Arno Valder, in Brüssel. "Wir befürchten insbesondere, dass das Virus den Ärmelkanal überqueren kann", erklärte Veronique Bellemain vom französischen Landwirtschaftsministerium. Das von der EU in der vergangenen Woche verhängte Exportverbot wäre am Donnerstag ausgelaufen und wurde nun zunächst bis 9. März verlängert.

Gegenüber der Zeitung "Guardian" erklärte Mike Gooding von der Exportzentrale der britischen Viehzüchter, es sei äußerst schwierig, die verdächtigen Tiere zu lokalisieren. Die aus Großbritannien stammenden Exportschafe hätten zwar ein Ursprungszeugnis. Doch es sei durchaus legitim, dass diese Papiere für den Weitertransport geändert würden und als Erzeugerland den Staat des Zwischenhändlers nennen.

Auf der Suche nach dem Herd der Krankheit brachten die britischen Behörden unterdessen beunruhigende Fakten in Erfahrung: Durch drei Viehmärkte in Mittel- und Nordengland, auf denen vermutlich erkrankte Tiere gehandelt wurden, gingen nach Schätzungen des Viehhändlerverbandes innerhalb einer Woche rund 25 000 Tiere. Sie könnten die Krankheit weitergetragen haben, noch bevor das innerbritische Handelsverbot am vergangenen Freitag in Kraft trat.

Wie ein Spinnennetz

Bis Dienstag wurden in Großbritannien offiziell Krankheitsfälle von 17 Höfen bekannt. Britische Zeitungen veröffentlichten Karten, die veranschaulichten, dass sich die Seuche spinnennetzartig ausbreitet. Die neuen Fälle erstreckten sich von Anglesey in Nordwales bis Northamptonshire nördlich von London.

Die Notschlachtung von Tieren in den betroffenen Gebieten ging inzwischen weiter. Fast 7000 Rinder, Schweine und Schafe wurden schon geschlachtet oder sollen noch getötet werden. Ihre Kadaver werden auf riesigen Scheiterhaufen verbrannt.

Die französische Regierung kündigte an, alle in diesem Monat aus Großbritannien importierten Schafe würden getötet und die Kadaver vernichtet. Landwirtschaftsminister Jean Glavany erklärte, insgesamt seien 20 000 Tiere von der Maßnahme betroffen. Die Hälfte davon sei bereits geschlachtet worden.

Unterdessen greift die Seuche immer mehr in das Alltagsleben der Briten ein. Wegen der leichten Übertragbarkeit des Erregers, etwa über Schuhwerk und Kleidung, wurden auf der britischen Insel und in Irland bis auf weiteres alle Pferderennen abgesagt, Schulunterricht und sogar eine Militärübung fielen aus. Auch das Rubgy-Länderspiel zwischen Irland und Wales am Samstag in Cardiff ist gefährdet. Der beliebte Dartmoor National Park wurde geschlossen. Selbst die wahrscheinlich im Mai geplante Parlamentswahl wurde am Dienstag in Frage gestellt. Eine Wahl unter diesen Umständen sei unmöglich, sagte der Präsident des Bauernverbandes, Ben Gill. Prinz Charles sagte am Dienstag einen Besuch in der Krisenregion Northumberland ab. Es sei wichtig, die Bewegungen auf dem Land auf ein Minimum zu beschränken.

Erneut betonten Experten, dass das Virus dem Menschen nicht gefährlich werden könne. "Theoretisch kann man selbst das infizierte Fleisch essen", sagte Matthias Kramer von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere am Dienstag. "Das Risiko, sich zu infizieren, ist zu vernachlässigen." Wenn das Fleisch zwei bis drei Tage abhänge, säuere es sich so weit an, dass das Virus von selbst zu Grunde gehe.

heb

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