zum Hauptinhalt
Straßenschlacht

© dpa

Tod eines 15-Jährigen: Volkszorn macht sich in Griechenlands Straßen Luft

Eine Spur der Verwüstung zieht sich durch Griechenland: Nachdem ein Polizist einen 15 Jahre alten Jungen in Athen erschossen hat, machte sich der Volkszorn auf der Straße Luft. Hunderte Protestler lieferten sich Schlachten mit der Polizei und demolierten Gebäude und Autos. Inzwischen ist der Beamte, der die Schüsse abfeuerte, verhaftet worden.

Zersplitterte Schaufensterscheiben, demolierte Bankfilialen, ausgebrannte Autowracks - im Zentrum von Athen hat sich in der Nacht zum Sonntag der Zorn über den Tod eines 15-Jährigen durch die Hand eines Polizisten entladen. Hunderte Demonstranten lieferten sich in der Fußgängerzone im Zentrum der Hauptstadt Straßenschlachten mit der Polizei, warfen mit Steinen und Brandsätzen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden allein in Athen elf Menschen verletzt, 100 Geschäfte, 20 Banken und mindestens 100 Autos demoliert.  Als griechische Familien später beim Sonntagsspaziergang durch die Einkaufsstraße Ermou flanieren, ist die vorweihnachtliche Stimmung dahin. Inzwischen ist der Polizist, der die tödlichen Schüsse abfeuerte verhaftet worden.

"Nichts rechtfertigt eine solche Katastrophe, das sieht aus wie ein Schlachtfeld", empört sich Giorgios Sakalis, Eigentümer einer Boutique am Ende der Straße. "Überall riecht es nach Rauch." Sonntagmittag stehen auf der anderen Straßenseite immer noch fünf Feuerwehrautos, überall patrouilliert Polizei. Ein 52 Jahre alter Passant inspiziert fassungslos die Brandspuren an den Sport- und Modegeschäften. "Unmöglich, so kurz vor dem Fest so einen Schaden anzurichten", sagt er.

Beißender Geruch von Tränengas

Zwei Kilometer weiter, im Stadtviertel Exarchia, hängt noch immer der Rauch aus der Nacht in den Gassen. Der beißende Geruch von Tränengas liegt in der Luft. In Exarchia hat ein Polizist am Samstagabend den 15 Jahre alten Andreas Grigoropoulos erschossen. Der Jugendliche gehörte zu einer Gruppe von rund 30 linksradikalen Jugendlichen, die mit Steinen und anderen Gegenständen ein Polizeifahrzeug attackierten, in dem zwei Beamte saßen. Einer der beiden stieg aus, gab Schüsse ab und traf den Jungen tödlich in der Brust.

In Exarchia geraten linksextreme Gruppen und die Ordnungsmacht immer wieder aneinander. Am Sonntagmorgen haben sich maskierte Autonome in einer Hochschule verbarrikadiert. Die Fenster mehrerer Bankfilialen sind eingeschlagen, schwelende Autowracks versperren den Weg. Auch in diesem Stadtteil sind viele Schaufenster zertrümmert, die Auslagen verschwunden.

Protest gegen polizeiliche Willkür

Unmittelbar nach Bekanntwerden der tödlichen Schüsse auf den Jugendlichen waren noch am Samstagabend hunderte Demonstranten, die meisten von ihnen Bewohner von Exarchia, auf die Straße gegangen, um gegen polizeiliche Willkür und gegen die konservative Regierung zu protestieren. Auch am Sonntagnachmittag dauerten die Krawalle an. Zahlreiche Geschäfte und Banken gehen in Flammen auf.

Die Protestwelle greift auch auf andere Städte Griechenlands über. In Heraklion auf Kreta entsteht an mindestens drei Bankfilialen Schaden durch Brandsätze. In Patras wird das Polizeipräsidium mit Brandsätzen beworfen, in Ioannina ein Polizist durch Steinwürfe verletzt. Im nordgriechischen Thessaloniki werden die Fenster des Rathauses zerstört, wütende Demonstranten attackieren Banken und Geschäfte mit Molotowcocktails. Die Ausschreitungen dauern auch Sonntagabend an.

Hélène Colliopoulou[AFP]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false