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Todesstrafe: Erste Hinrichtung in den USA seit sieben Monaten

Das US-Verfassungsgericht hat die Todesstrafe per Giftspritze für rechtmäßig erklärt. Gegner von Hinrichtungen fürchten nun eine neue Welle von Exekutionen. Der Verurteilte, der am Dienstag sterben muss, hat ein besonders grausames Verbrechen verübt.

Nach mehr als sieben Monaten Verzicht auf den Vollzug der Todesstrafe in den gesamten USA soll am heutigen Dienstag erstmals wieder ein Mensch hingerichtet werden. Die Exekution von William Lynd in Georgia ist auf 19 Uhr Ortszeit angesetzt, dann ist es in Deutschland bereits früher Mittwoch Morgen.

Die Wiederaufnahme der Hinrichtungen ist eine Folge eines höchst richterlichen Urteils vom 16. April. Mit der überraschend klaren Mehrheit von sieben zu zwei Stimmen hatte der Supreme Court die Todesstrafe und ihren Vollzug mit einer Giftspritze für verfassungsgemäß erklärt. Die Verfassungsrichter verwarfen das Argument, der Giftcocktail bedeute eine grausame Form der Bestrafung. In jüngeren Jahren war es mehrfach zu Pannen gekommen. In einzelnen Fällen dauerten die Hinrichtungen bis zu anderthalb Stunden statt der geplanten wenigen Minuten, weil das Vollzugspersonal die Vene nicht fand oder die Substanzen nicht so wie vorgesehen wirkten.

In mehreren Bundesstaaten war daraufhin die Rechtmäßigkeit der Methode in Frage gestellt worden. Anwälte Betroffener reichten Verfassungsklage ein. In allen 32 Bundesstaaten, die überhaupt noch die Todesstrafe praktizieren, wurden die Exekutionen daraufhin Ende September 2007 ausgesetzt, bis zur Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichts. Bis dahin hatte es 42 Hinrichtungen im Jahr 2007 gegeben, eine der niedrigeren Zahlen pro Jahr seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976.

Todesstrafengegner fürchten neue Hinrichtungswelle

Menschenrechtsorganisationen hofften, die Verfassungsklage würde zur De-facto-Abschaffung der Todesstrafe führen. Die Giftspritze gilt in 31 der 32 Bundesstaaten, die die Todesstrafe anwenden, als einzige zulässige Methode. Die Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl ist, außer in Tennessee, schon lange wegen Grausamkeit verboten. Erschießungen werden wegen der befürchteten moralischen Belastung der "Henker" nicht praktiziert.

Bei der Giftspritze werden die einzelnen Handlungen vom Einführen der Kanüle bis zum Öffnen des Hebels, der das Gift fließen lässt, auf mehrere Personen verteilt, damit kein Individuum die Tötung allein auf sich nimmt. Die drei Substanzen sollen erst das Schmerzgefühl ausschalten, dann bewusstlos machen und schließlich das Herz lähmen.

Todesstrafengegner fürchten nun eine neue Hinrichtungswelle. Tatsächlich sind bereits jetzt, drei Wochen nach dem höchstrichterlichen Urteil, 17 Exekutionen für 2008 angesetzt, der Großteil in Texas, Virginia und Louisiana.

Verurteilter erschoss Freundin

William Lynd, der nun als erster nach dem vorübergehenden Moratorium hingerichtet werden soll, trifft in den USA allerdings auf wenig Mitgefühl. Er hatte nach seinen eigenen Schilderungen am 23. Dezember 1988 einen besonders grausamen Mord begangen. Er wollte mit seiner Freundin Ginger Moore über die Weihnachtsfeiertage verreisen, doch im Auto gerieten die beiden in Streit und kehrten nach Hause im Berrien County zurück. Als der Zank dort wieder auflebte, zog er seine Pistole, schoss ihr ins Gesicht, weil er, wie er sagte, ihre Stimme nicht mehr ertragen konnte, und ging dann erstmal nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen.

Ginger war jedoch noch nicht tot und schleppte sich blutüberströmt zum Wohnungseingang, wo Lynd ihr ein zweites Mal ins Gesicht schoss. Er packte den Körper in den Kofferraum ihres Autos. Als die Frau nach einigen Kilometern Fahrt immer noch Lebenszeichen von sich gab, hielt er an und schoss ihr ein drittes Mal ins Gesicht. Danach vergrub er ihren Leichnam. Auf der Flucht erschoss er in Ohio eine weitere Frau, Leslie Joan Sharkey. Er hatte sie unter dem Vorwand angehalten, dass er Pannenhilfe benötige, und fuhr dann in ihrem Auto weiter.

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