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Todesurteile: Japan exekutiert wieder

Ungeachtet scharfer Proteste hat Japan erneut vier Todesurteile vollstreckt. Justizminister Hatoyama blockt die Kritik an seinem Vorgehen ab: Er erledige nur seine Pflicht.

Die verurteilten Mörder im Alter zwischen 41 und 64 Jahren starben in Gefängnissen in Tokio und Osaka, wie Justizminister Kunio Hatoyama bekanntgab. Damit ließ der Minister seit Dezember bereits zehn Verurteilte hängen, allein sieben davon in diesem Jahr. Das ist die bisher dichteste Folge an Hinrichtungen in Japan seit der Wiederaufnahme der Todesstrafe 1993. Grund ist nach japanischen Medienberichten die steigende Zahl von Todesurteilen.

Hatoyama, der als Justizminister die Vollstreckung der Todesurteile persönlich anordnen muss, sagte, er erledige nur seine Pflicht. Auf den Zeitabstand habe er genauso wenig geachtet wie auf die Anzahl der Verurteilten, und so werde er auch weiter verfahren, zitierte ihn die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. Amnesty International übte scharfe Kritik: Entgegen dem weltweiten Trend zur Abschaffung der Todesstrafe beschleunige Japan sogar die Exekutionen.

Exekutionsbescheid am Morgen des Todestages

Japan gehört zu den wenigen demokratischen Ländern, in denen die Todesstrafe noch angewandt wird. Derzeit warten noch 104 Insassen in Japans Todeszellen auf die Vollstreckung ihrer Strafe. Der Umgang der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt mit der Todesstrafe wie auch die berüchtigten Haftbedingungen werden seit Jahren von Menschenrechtsorganisationen scharf angeprangert. Die Angehörigen erfahren von den Vollstreckungen erst im Nachhinein. Die Verurteilten selbst erhalten den Exekutionsbescheid erst am Morgen des Todestages. Danach haben die Betroffenen meist nur noch wenige Stunden zu leben.

Zu den am Donnerstag gehängten Japanern gehört der 61-jährige Kaoru Akinaga, der 1989 zwei Menschen getötet hatte. Ein Gericht in Tokio hatte ihn zu lebenslanger Haft verurteilt, da er die Morde nicht geplant habe. Von höherer Instanz wurde dies jedoch in die Todesstrafe umgewandelt. Akinaga hatte aus der Todeszelle regelmäßig Beiträge für einen Dichterkreis geschrieben, die unter dem Titel "Owari no Hajimari" (Der Anfang vom Ende) veröffentlicht wurden. Auch der 41-jährige Masahito Sakamoto war wegen der Ermordung einer 16-jährigen 2002 zunächst zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. In der Regel werden in Japan nur Mehrfachmörder zum Tode verurteilt. (feh/dpa)

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