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Politik: Tom Koenigs wird neuer Chef der UN-Verwaltung im Kosovo - Ernennung des grünen Finanzexperten durch Kofi Annan

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Frankfurter Umweltdezernenten Tom Koenigs (Grüne) zum Leiter für die zivile UN-Verwaltung im Kosovo berufen. Koenigs soll den Franzosen Dominique Vian ablösen, der für Aufgaben seiner Regierung nach Paris zurückkehrt.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Frankfurter Umweltdezernenten Tom Koenigs (Grüne) zum Leiter für die zivile UN-Verwaltung im Kosovo berufen. Koenigs soll den Franzosen Dominique Vian ablösen, der für Aufgaben seiner Regierung nach Paris zurückkehrt. Das teilte UN-Sprecher Manoel de Almeida e Silva am späten Montagabend (Ortszeit) in New York mit.

Koenigs wollte bereits in den nächsten Tagen zu einer ersten Unterredung in das Hauptquartier der Vereinten Nationen nach New York reisen. Das Büro des Frankfurter Umweltdezernenten erklärte, es fehle noch die offizielle Bestätigung vom Auswärtigen Amt in Berlin. Vor dieser Bestätigung werde es keine Stellungnahme von Koenigs geben. Koenigs hielt sich am Dienstag in Berlin auf.

Koenigs übernimmt eines der vier Ressorts unter dem Franzosen Kouchner und seinem Stellvertreter, dem US-Amerikaner James Covey. Sein Kollege, der Neuseeländer Dennis McNamara, koordiniert im Namen des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) humanitäre Aufgaben im Kosovo. Daan Everts (Niederlande) ist im Auftrag der OSZE verantwortlich für den Demokratisierungsprozess, und der Brite Joly Dixon als EU-Vertreter für den Wiederaufbau des Kosovo. Koenigs gilt als Mann mit großen Erfahrungen in der Verwaltung. Als Verwaltungschef im Kosovo wäre es seine Aufgabe, einen funktionierenden Justiz-, Polizei- und Verwaltungsapparat aufzubauen.

Mit Koenigs schickt die Bundesregierung einen Mann in das Kosovo, dem in seiner Partei schon viele Aufgaben zugetraut worden sind. "Ich werde immer geholt, wenn es um Finanzen geht", hatte der Bankierssohn und studierte Betriebswirt früher geflachst. Doch nicht immer kam der alte Kumpel von Joschka Fischer zum Zug, in den vergangenen Jahren agierte er sogar zunehmend glücklos. Nach dem rot-grünen Wahlsieg wurde nichts aus seinem geplanten Sprung nach Bonn, als Landessprecher der hessischen Grünen musste er die Verantwortung für die Februar-Wahlschlappe im grünen Realo-Stammland übernehmen. Der in der Partei geachtete, aber nicht geliebte Vormann trat zurück.

Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) entzog Koenigs im März 1997 die städtische Kämmerei als Aufgabengebiet. Danach hatte der 55-jährige Vater dreier Kinderin seiner Heimatstadt nur noch wenig zu sagen. Koenigs hatte dreieinhalb Jahre lang versucht, den von der Gewerbesteuer verwöhnten und dennoch hoch verschuldeten Frankfurtern das Sparen zu lehren. In den Bankentürmen erwarb sich der Großbürgersohn und Polit- Sponti, der 1973 sein Millionen-Erbe dem Vietkong und der chilenischen Widerstandsbewegung vermacht hatte, Respekt.

Koenigs unterstützte stets den Realo-Kurs seines politischen Weggefährten Fischer. Von 1985 bis 1987 leitete er das Wiesbadener Büro des ersten grünen Umweltministers der Republik. Die beiden kennen sich aus Frankfurter Sponti-Tagen, lebten zusammen in einer Wohngemeinschaft. Der Bankkaufmann und studierte Betriebswirt Koenigs arbeitete bei Opel am Band, fuhr wie Fischer Taxi und übersetzte den kolumbianischen Autor Gabriel Garcia Marquez ins Deutsche.

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