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Tatort. Nach der Explosion sah es in Ankara aus wie in einem Kriegsgebiet. Foto: dpa

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Politik: Tote bei Explosion in Ankara

Istanbul - Während des Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül in Deutschland hat sich in der türkischen Hauptstadt Ankara eine schwere Explosion ereignet. Drei Menschen seien dabei getötet, mindestens 15 weitere verletzt worden, erklärte die Polizei.

Istanbul - Während des Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül in Deutschland hat sich in der türkischen Hauptstadt Ankara eine schwere Explosion ereignet. Drei Menschen seien dabei getötet, mindestens 15 weitere verletzt worden, erklärte die Polizei. Nach ersten Ermittlungen gehe die Polizei von einem Terroranschlag aus, sagte Innenminister Idris Naim Sahin. Gegen 11 Uhr Ortszeit zerstörte eine Explosion in der Straße Kumrular Caddesi ein halbes Dutzend geparkte Autos, in der Umgebung zerbarsten Fensterscheiben. Eine schwarze Rauchsäule stieg über dem Explosionsort in der Nähe des Regierungsviertels auf. Die Regierung geht von einem Anschlag aus, der die Türkei treffen soll, während Präsident Gül in Deutschland ist und Ministerpräsident Erdogan bei der UN-Vollversammlung in New York. Der erste Verdacht richtet sich gegen die Kurdenguerilla PKK oder ihren Ableger„Freiheitsfalken Kurdistans“. Zwei Personen wurden noch am Dienstag festgenommen.

Medienberichten zufolge geht die Polizei davon aus, dass der oder die Täter eine Splitterbombe in einem geparkten Auto versteckten und von außen zündeten. Hinweise auf eine zweite Bombe bestätigten sich nicht. Die Polizei suchte das Viertel ab und ließ vorsorglich das Handy-Netz in der Gegend außer Gefecht setzen, um eine Zündung per Mobiltelefon zu verhindern. Gefunden wurde nichts. Nach entsprechenden Hinweisen wurde ein Schnellzug nach Istanbul angehalten; dort wurde ein nicht aktivierter Zündmechanismus in einem Koffer gefunden.

Sollte die Kurdenorganisation hinter der Explosion stecken, dann wäre dies eine neue Eskalation eines Konflikts, der sich seit einigen Wochen ohnehin verschärft. Nach einigen schweren PKK-Anschlägen auf türkische Militäreinheiten in Südostanatolien hatte die türkische Regierung mit Luftangriffen auf Stellungen der PKK im Norden Iraks geantwortet. Innenminister Sahin sagte vor einigen Tagen, eine Bodenoffensive in den Irak hinein könne jederzeit beginnen.

In Berlin hatte Gül die PKK auch für die Bombendrohung verantwortlich gemacht, die am Montag eine Verschiebung seiner Rede an der Humboldt-Universität erzwang. Nach türkischen Medienberichten legten die deutschen Behörden ihm nahe, auf seine Ansprache zu verzichten, doch Gül drohte mit sofortiger Abreise, sollte er seine Rede nicht halten können. Man dürfe vor dem Terror nicht zurückweichen. Am Dienstag setzte er sein Programm in Deutschland wie geplant fort. Am Morgen traf er Kanzlerin Angela Merkel (CDU), danach besuchte er mit Bundespräsident Christian Wulff dessen Heimatstadt Osnabrück. Susanne Güsten

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