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Politik: Tote nach Unruhen in der Türkei

Auch Kinder sterben bei Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Armee

Istanbul - Bei Unruhen in den türkischen Kurdengebieten sind in den vergangenen Tagen sieben Menschen getötet worden. „Schlimmer als in Palästina“ sei die Lage, sagt ein Bewohner der südosttürkischen Stadt Diyarbakir. Dort und im benachbarten Batman waren die schwersten Auseinandersetzungen seit Jahren zwischen Armee und Kurden ausgebrochen. Kurdische Demonstranten und türkische Sicherheitskräfte lieferten sich brutale Straßenschlachten. Unter den sieben Toten sind drei Kinder im Alter von drei, sieben und neun Jahren. Hunderte Menschen wurden verletzt, Geschäfte zerstört und ausgeplündert. Erstmals seit Aufhebung des Ausnahmezustandes vor drei Jahren rückten Soldaten und Panzer ins Zentrum von Diyarbakir vor. In Istanbul starb am Freitagabend ein Passant, als eine in einem Müllcontainer versteckte Bombe explodierte, mehrere Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die kurdische Untergrundgruppe „Falken der Freiheit Kurdistans“.

Ausgangspunkt für die Gewalt waren vor einigen Tagen Trauerfeiern für Kämpfer der Kurdenguerilla PKK gewesen, die in Gefechten mit der Armee getötet worden waren. Die PKK rief ihre Anhänger zu „kontinuierlichen“ Protestaktionen auf. Der türkische Staat beschränkte sich auf die Bekämpfung der Gewalt, statt sich um die Anliegen der Kurden zu kümmern. Nicht nur bei Demonstrationen gab es Tote: Am Freitag wurden sieben PKK-Kämpfer nach türkischen Angaben bei Gefechten zwischen Kurden und Sicherheitskräften getötet.

Türkische Behörden und Kurden geben sich gegenseitig die Schuld an der Gewalt. Die PKK habe die Bevölkerung mit Hilfe des aus Dänemark sendenden Satellitenkanals Roj TV aufgehetzt, sagt die Regierung in Ankara. Bei den Demonstrationen seien absichtlich Minderjährige in die vorderste Reihe gestellt worden. Dagegen verlautete von kurdischer Seite, die türkischen Sicherheitskräfte hätten mit scharfer Munition in die Menge geschossen. Weitere Zusammenstöße seien nur eine Frage der Zeit, sagen Beobachter in Diyarbakir.

Trotz der Eskalation lehnt Ankara Verhandlungen mit der PKK ab. Deren inhaftierter Chef Abdullah Öcalan und türkische Kurdenpolitiker hatten zwar wiederholt auf das Beispiel der baskischen Terrororganisation Eta verwiesen, die nach Kontakten mit der Regierung in Madrid eine dauerhafte Waffenruhe ausgerufen hatte. Doch solche Gespräche schloss Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan aus.

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