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Totenschändung: Sechs Beteiligte ermittelt

Sechs der an der mutmaßlichen Totenschändung in Afghanistan beteiligten Bundeswehrsoldaten sind bereits ermittelt worden. Wie Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in einem Fernsehinterview sagte, seien vier von ihnen inzwischen nicht mehr bei der Bundeswehr.

Berlin - Er sei sehr froh über die ersten Ermittlungserfolge, betonte der Minister gegenüber dem ZDF. Inzwischen geht die Suche nach den Ursachen für den skandalösen Vorfall weiter. Der katholische Militärbischof Walter Mixa nannte in der "Berliner Zeitung" als möglichen Grund fehlende Gottesfurcht. Ein Gläubiger hätte so etwas nicht getan, sagte er. Der Bischof forderte von der Bundeswehr, den Vorfall "restlos" aufzuklären. In Zukunft müssten die Militärseelsorger noch mehr auf die ethische und sittliche Verantwortung der Soldaten eingehen. Der Vorfall sei aber eine "absolute Ausnahme".

Der Chef des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, Bernhard Gertz, kritisiert die bisherige Ausbildung der Soldaten. "Es gibt ein Problem bei der Vermittlung der ethischen Seite des Soldatenberufs", sagte Gertz der "Leipziger Volkszeitung". Er betonte: "Wir sind stolz auf unsere Tradition der Inneren Führung, auf das Leitbild vom Staatsbürger in Uniform." Aber das zentrale Motiv müsse der Respekt vor der Würde des Menschen sein. Es gebe offenbar einige Soldaten, die das so deutlich nicht begriffen hätten.

Bessere Vorbereitung gefordert

Auch der Präsident des Reservistenverbandes, Ernst-Reinhard Beck, fordert eine bessere Vorbereitung für Soldaten, die in einen Auslandseinsatz geschickt werden. Politische Bildung und Landeskunde müssten mehr in den Vordergrund gerückt werden, sagte Beck der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Soldaten seien nicht besser als die übrige Gesellschaft. Militärseelsorger müssten daher stärker als bisher auf elementare Werte hinweisen.

Der Kölner Psychologe Christian Lüdke gibt den Vorgesetzten eine Mitschuld am jüngsten Bundeswehrskandal. "Die Führungskräfte haben versagt", sagte Lüdke der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". "Wenn die Vorgesetzten ausreichende professionelle Distanz zu ihren Mitarbeitern gehabt hätten, hätten sie das unterbunden", betonte der Psychologe zu dem Vorwurf, Führungskräfte seien bei der Schändung dabei gewesen. (tso/ddp)

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