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Transportflugzeug: Minister halten an Airbus A 400M fest

Trotz Ärger über massive Verzögerungen wollen die Verteidigungsminister der sieben Bestellländer, darunter auch Deutschland, an dem Airbus A 400M festhalten.

Von Michael Schmidt

Berlin - Es ist das, was der Bundeswehr am dringendsten fehlt: ein neues Transportflugzeug. Die deutsche Armee, inzwischen weltweit im Einsatz, braucht einen Nachfolger für die veraltete C-160 Transall. Doch sie muss weiter warten. Im Mai 2003 schlossen sieben Bestellerländer mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS und dessen Tochter Airbus einen Vertrag über das größte europäische Militärprojekt – seither aber reihen sich Pleite an Pleite und Panne an Panne.

Die Entwicklung des A400M leidet an Managementfehlern und technischen Problemen bei Triebwerken, Verkabelung, Software und Gewicht. Das 20 Milliarden-Euro-Rüstungsprojekt ist bereits um drei Jahre im Rückstand, die Verzögerungen kosten den Konzern schon jetzt 2,3 Milliarden Euro. Deutschland, mit 60 von insgesamt 180 bestellten Maschinen größter Abnehmer, wird das erste Flugzeug voraussichtlich erst in mehr als vier Jahren erhalten – ursprünglich sollte es bereits 2010 so weit sein. Der europäischen Rüstungsbehörde Occar hat Airbus zudem angekündigt, die A400M werde die vereinbarten Leistungen nicht erbringen.

Am Freitag trafen sich deshalb die Verteidigungsminister Deutschlands, Großbritanniens, Spaniens, der Türkei, Belgiens und Luxemburgs in Frankreich, um über die Zukunft des Projekts zu entscheiden. Die sieben Bestell-Länder hatten ursprünglich die Möglichkeit, ihre Aufträge bis zum 1. April zu stornieren. Diese Frist hatten sie bis zum 1. Juli verlängert, lehnten aber zugleich Forderungen nach höheren Preisen oder der Übernahme der zusätzlichen Entwicklungskosten ab. Gestern nun einigten sich die Minister erwartungsgemäß darauf, von ihrem Kündigungsrecht keinen Gebrauch zu machen. Vorerst. Für den Konzern EADS wäre eine Kündigung ein finanzielles Desaster – er hätte Anzahlungen in Höhe von 5,7 Milliarden Euro zurückzuzahlen. Nun hat man Airbus eine neue Frist eingeräumt. Bis Jahresende soll neu verhandelt werden. Dann werde endgültig entschieden, hieß es am Freitag.

Dabei gab es schon mal eine echte Alternative: die russisch-ukrainische Antonov An-70. 1997 hatte die Bundeswehr sie favorisiert, da sie preisgünstiger und besser gewesen wäre. Sowohl ihre Nutzlast als auch ihre Reichweite sind größer. Doch war das politisch nicht gewollt.

So fliegt Deutschland weiterhin mit der Transall, die bei Piloten beliebt ist, als zuverlässig gilt, aber einige Probleme hat: Sie ist nutzbar bis 45 Grad Celsius auf Meereshöhe, aber nur bis 32 Grad im Himalaya – mit anderen Worten: Ist es in Afghanistan wärmer, ist kein Flugbetrieb möglich. In jedem Fall verringert sich die Nutzlast auf ein bis drei statt normalerweise 13 Tonnen. Zum Vergleich: Der A400M soll bis zu 37 Tonnen Nutzlast transportieren können, etwa drei Mal so weit wie die heutigen Maschinen und deutlich schneller. Er soll Kräne in Erdbebengebiete, Soldaten in Krisenherde und Lebensmittel in Hungerregionen fliegen, Panzer und Nahrungsmittel an Fallschirmen aus dem Heck fallen lassen, Sturzflüge und Starts von Sandpisten beherrschen.

All diese Fähigkeiten hat Airbus den Vertragspartnern einst zugesichert. Jetzt heißt es in der Bundeswehr merke man, dass es nicht reicht, einen Zivilflieger oliv anzustreichen.

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