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Transrapid: China droht mit Aufgabe der Transrapid-Pläne

Im Poker um den Transrapid-Ausbau hat China mit einem Scheitern der Verhandlungen gedroht. Die Bundesregierung betonte, man sei weiter am Bau der ersten Transrapid-Strecke in China interessiert, aber "nicht um jeden Preis".

Schanghai/Berlin - «China wird den Bau der Magnetschnellbahnlinie einstellen, wenn die Gespräche vollständig zum Stillstand kommen», wurde der chinesische Projektleiter Wu Xiangming von einer Zeitung zitiert. Informierte chinesische Kreise schilderten der dpa in Peking, angesichts der Differenzen «scheint es unmöglich, dass der Bau wie geplant noch dieses Jahr beginnen kann». Vom Transrapid-Konsortium verlautete hingegen in Berlin, die Gespräche seien «auf einem guten Weg» und es gebe «keinen veränderten Stand».

Die chinesische Zeitung «21st Century Business Herald» schrieb, die Verhandlungen stünden «kurz vor dem Scheitern». Die chinesische Seite drohe damit, die Transrapid-Pläne aufzugeben und stattdessen eine Bahnlinie zu bauen. Bei dem Projekt geht es um die Verlängerung der bestehenden Flughafenverbindung in Schanghai über 175 Kilometer in die Nachbarstadt Hangzhou.

Kosten sind umstritten

Umstritten sind vor allem das Ausmaß des Technologietransfers und die Kosten. Informierte Kreise machten deutlich, dass das deutsche Konsortium nicht bereit sei, bei dem Milliardenauftrag Technologie wegzugeben und Verluste zu machen. Schon beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Mai in Peking hatten sich beide Seiten trotz einer Nachtsitzung nicht einigen können.

Regierungssprecher Thomas Steg sagte in Berlin, es gehe unter anderem um Vorstellungen der chinesischen Seite über eine Finanzierung «mit deutschen Geldern». «Insoweit gibt es da schwierige Verhandlungen.» Dies habe die chinesische Seite ebenso deutlich gemacht wie andererseits das Interesse am Ausbau der Strecke.

Merkel (CDU) hatte kürzlich in China Gespräche auch über umstrittene Fragen des Technologietransfers sowie deutsche Urheberrechte geführt. Zur Frage, ob die chinesische Seite in diesem Streit jetzt nachlege, erwiderte Steg, er wolle dies nicht kommentieren. «Wir befinden uns in laufenden Verhandlungen.» Diese dürften nicht erschwert werden. Jetzt wolle man an der Realisierung des Projekts arbeiten.

Magnetbahn «nicht dringlich»

«Niemand weiß, ob es noch eine Einigung geben kann», hieß es in chinesischen Kreisen in Peking. Der Vizedirektor der zuständigen Reform- und Entwicklungskommission in der Provinz Zhejiang, Chai Xianlong, ging erkennbar auf Distanz zu dem Projekt. Der «21st Century Business Herald» zitierte ihn mit den Worten, die Magnetbahn sei nicht unverzichtbar und «nicht dringlich». Es sei nicht nötig, sie jetzt zu bauen. Nach Ansicht der Reform- und Entwicklungskommission in Peking müsse sie auch keineswegs wie bisher stets gesagt vor Beginn der Weltausstellung 2010 in Schanghai fertig werden.

Präsident Wan Gang von der Tongji-Universität, der an den Verhandlungen beteiligt sei, sagte der Zeitung zufolge, es könnte stattdessen auch eine Eisenbahnstrecke mit Hochgeschwindigkeitszügen zwischen Schanghai und Hangzhou gebaut werden. Ferner arbeite China schließlich selber an der Magnettechnologie. Die chinesische Regierung wolle die Magnetbahn bauen, weil sie in dieser Technologie führend werden möchte, aber nicht weil sie sie im Moment dringend brauche, sagte Vizedirektor Chai Xianlong. «Es ist nicht nötig, sie jetzt zu bauen.»

Im Frühjahr hatte es bereits Verwirrung um angebliches grünes Licht für das Transrapid-Projekt gegeben. Zudem hatte China mit der Ankündigung des eigenen Magnetbahn-Projekts für Aufsehen gesorgt und Diskussionen über eine Ausnutzung deutscher Technologie ausgelöst. (tso/dpa)

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