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Politik: Trau keiner ohne Trauschein

Von Robert Birnbaum Angela Merkel verweigert die Auskunft. „Ich möchte zu dem gesamten Themenkomplex Katherina Reiche nichts sagen“, sagt die CDU-Chefin.

Von Robert Birnbaum

Angela Merkel verweigert die Auskunft. „Ich möchte zu dem gesamten Themenkomplex Katherina Reiche nichts sagen“, sagt die CDU-Chefin. Am Mittwoch, wenn der Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) das nächste Mitglied seines „Kompetenzteams“ vorstellt, gerne – heute nicht. Dabei wäre viel zu sagen. Der Entschluss Stoibers und Merkels, die Jungpolitikerin Reiche als Zuständige für Jugend und Frauen zu benennen, nicht aber für Familien, sorgt für Ärger.

Ausdruck verliehen hat dem in den Sitzungen von CDU-Präsidium und -Vorstand Parteivize Jürgen Rüttgers. Der zitierte das CDU-Grundsatzprogramm: „Familie ist, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern Verantwortung übernehmen.“ Von Ehe als Voraussetzung ist in der Theorie nicht die Rede. In der Praxis hat genau da eine Anti-Reiche-Kampagne konservativer Kräfte angeknüpft. Die 28-jährige Mutter eines Kindes – das zweite ist unterwegs – lebt ohne Trauschein mit ihrem Partner zusammen. Stoiber sah sich mit Forderungen aus CSU, von CDU-Frauen und aus der katholischen Kirche konfrontiert, auf Reiche zu verzichten. Dem als „massiv“ beschriebenen Druck hat er sich nicht gebeugt. Aber Reiche musste die Zuständigkeit für Familie zugunsten des CSU-Manns Horst Seehofer abgeben.

Rüttgers und andere fürchten nun, dass die Rochade der CDU bei jungen Wählern schadet. „Wir sind in Worten weiter als in Taten“, so ein Präsidiumsmitglied. Überdies vermuten manche, dass die Reiche-Gegner deren Familienverhältnisse als Vorwand nehmen, sich aber viel mehr an ihrer liberalen Haltung zum Stammzellen-Import stören. Auch Konkurrenzneid glaubt mancher ausgemacht zu haben. In der CDU-Führung wird nun erwogen, Reiche für „weiche“ Familienthemen sprechen zu lassen. Das Kompetenzteam müsse ja nicht dem Ministerien-Zuschnitt folgen. Für „Hardware“ wie Familiengeld bliebe Seehofer zuständig. Aber zu „Software“ wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf könne Reiche durchaus etwas beitragen.

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