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Ausgebrannt. Mit diesem Bus wollten die Touristen zum Hotel fahren. Foto: dpa

© dpa

Politik: Trauer und Furcht

Israels Regierung sieht Iran hinter dem Anschlag auf Touristen in Bulgarien In Sofia gibt es weniger Gewissheit über den oder die Urheber.

Sofia/Tel Aviv - Mit Entsetzen und Zorn ist der Terroranschlag auf israelische Touristen in Bulgarien in Israel aufgenommen worden. Israelische Medien zeigten am Mittwochabend Bilder von dem ausgebrannten Reisebus in dem beliebten Urlaubsort Burgas und ließen verstörte Augenzeugen zu Wort kommen.

Eine Israelin namens Michal erzählte der Online-Ausgabe der Zeitung „Haaretz“, ihre Tochter habe sie nach der heftigen Explosion völlig aufgelöst von Bulgarien aus angerufen. Sie habe erzählt, jemand habe sich in dem Bus in die Luft gesprengt. „Sie hat Schnittverletzungen erlitten und blutete, sie musste aus einem Fenster des Busses gehoben werden“, berichtete die Mutter.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte noch am Abend den Iran, für das Blutbad verantwortlich. Er stellte eine Verbindung zu mehreren versuchten Anschlägen auf Israelis in den vergangenen Monaten her und nannte als Schauplätze Thailand, Indien, Georgien, Kenia und Zypern. „Alle Zeichen deuten auf den Iran“, sagte Netanjahu. „Diese iranischen Terroranschläge breiten sich in der ganzen Welt aus. Israel wird entschlossen auf den Terror des Irans reagieren.“ Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak kündigte an, Israels Sicherheitsorgane würden Attentäter und Drahtzieher des Anschlags jagen und dingfest machen.

Die jüngste Tragödie in Burgas hatte mit einem harmlosen Ausflug in das Urlaubsparadies an der bulgarischen Schwarzmeerküste begonnen: Etwa 150 israelische Touristen waren am frühen Nachmittag von Tel Aviv aus mit einer bulgarischen Chartermaschine nach Burgas geflogen. Der Anschlag ereignete sich nur kurz nach ihrer Ankunft auf dem Flughafengelände. Es habe keine besonderen Reisewarnungen für Israelis in Bulgarien gegeben, berichtete der Rundfunk.

In der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurden nach dem Anschlag die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen verschärft. In Bulgarien leben rund 5000 Juden, die meisten von ihnen in der Hauptstadt. Zudem gilt das osteuropäische Land als beliebtes Ziel israelischer Touristen. Die Bulgaren sind stolz darauf, dass sie im Zweiten Weltkrieg keine Juden an die Nationalsozialisten ausgeliefert hatten. Diese Selbstgewissheit hat mit dem Attentat Brüche bekommen.

Der bulgarische Innenminister Zwetan Zwetanow sagte im staatlichen Hörfunk, es handle sich um einen Angriff. Zwei mögliche Abläufe würden untersucht: Zum einen, dass der Sprengsatz vor dem Einsteigen der Touristen im Bus versteckt worden sei, zum anderen, dass er sich in ihrem Gepäck befunden habe. Außenminister Nikolai Mladenow sagte, die Explosion sei von einer im Bus platzierten Bombe ausgegangen. Eine Augenzeugin berichtete telefonisch im israelischen Armeerundfunk von dem Angriff. „Wir haben uns hingesetzt und nur Sekunden später hörten wir einen lauten Knall und dann rannten wir weg. Wir entkamen durch ein Loch im Bus“, berichtete Awiwa Malka vom Ort des Zwischenfalls. „Wir haben Leichen gesehen und viele Verletzte.“

Israel hatte schon im Januar mehrere Länder um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gebeten, auch Bulgarien. Vor ein paar Wochen hatte es vor einem Parteibüro einer Roma-Partei einen Sprengstoffanschlag gegeben. Deshalb wird in Bulgarien auch über andere mögliche Urheber des Anschlags spekuliert als den Iran, den Israel im Verdacht hat. dpa/dapd/rtr/fst

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