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Treffen in Ankara: Obama sieht Türkei als Brücke zur islamischen Welt

Erfolgreiches Gespräch: Barack Obama verständigte sich in einem ersten Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül auf eine engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und der Türkei. Streitpunkt bleibt aber weiterhin die Frage des türkischen Völkermords an den Armeniern.

Die Türkei spielt nach den Worten von US-Präsident Barack Obama eine wichtige Rolle als Brücke zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Zwischen den überwiegend christlich geprägten USA und der islamischen Türkei könne es eine "Modell-Partnerschaft" geben, sagte Obama nach einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Abdullah Gül am Montag in Ankara. Obama betonte die "außerordentlich große Bedeutung" der Türkei als Bündnispartner der USA.

Beide Staaten sollten ihre politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter vertiefen, sagte Gül. Beide hätten die gleichen Interessen. Obama meinte, in den bilateralen Beziehungen habe es bisher eine zu große Konzentration auf die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit gegeben. Auch bei der Bewältigung der Weltwirtschaftskrise sollten beide Länder künftig stärker kooperieren.

PKK gehört auf die Liste terroristischer Organisationen

Er sei sich mit Gül einig gewesen, dass der Terrorismus überall gleichermaßen zu bekämpfen sei, sagte Obama. Für die USA gehöre die kurdische PKK unverändert auf die Liste terroristischer Organisationen. Auch Gül betonte die Übereinstimmung zwischen beiden Ländern im Kampf gegen den Terrorismus. Bei dem Treffen sei es um zahlreiche Themen wie die Entwicklung im Irak und Afghanistan, die Bemühungen um die Nichtweiterverbreitung von nuklearen Waffen und den Nahost-Frieden gegangen, sagte Obama.

Auf eine Frage, ob er weiterhin glaube, dass es in der Türkei einen Völkermord an den Armeniern gegeben habe, sagte Obama, er ändere seine Sichtweisen nicht. Er sei aber sehr froh, dass es intensive Gespräche zwischen Türken und Armenien über die gemeinsame Aufarbeitung ihrer Geschichte gebe. Gül betonte, dass sein Land an einer Versöhnung mit dem Nachbarland Armenien arbeite. Eine Historiker-Kommission befasse sich mit dem Streit um die Massaker.

Armenien wird zum Streitfall zwischen USA und Türkei

In Ankara hat die Absicht von Abgeordneten und Senatoren, im US-Kongress eine Resolution über den Völkermord an den Armenien zu verabschieden, großen Protest ausgelöst und die bilateralen Beziehungen belastet. Während des ersten Weltkriegs wurden zum Ende des Osmanischen Reiches rund 1,5 Millionen Armenier getötet. Im US-Wahlkampf hatte Obama von "überwältigenden historischen Beweisen" für einen Völkermord gesprochen. Zum Auftakt seines Türkei-Besuches hatte Obama am Montagmorgen einen Kranz am Grab des Gründers der türkischen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, niedergelegt. Der US-Präsident war am Vorabend aus Prag kommend eingetroffen. Obama hatte dort die EU- Staats- und Regierungschefs aufgefordert, die Türkei als Mitglied aufzunehmen.

Der Besuch Obamas in der Türkei wird auch als ein Signal für den Wunsch nach einer verstärkten Zusammenarbeit mit gemäßigten Kräften in der islamischen Welt gewertet. Allerdings werde Obama in der Türkei nicht die im US-Wahlkampf für die ersten hundert Tage seiner Amtszeit angekündigte Grundsatzrede zur islamischen Welt halten, hieß es im Weißen Haus. Obama sucht in der Türkei auch Unterstützung für seine neue Strategie in Afghanistan und Pakistan sowie für den Irak, das die amerikanischen Truppen zum großen Teil bis 2010 verlassen wollen. (sba/dpa)

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