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Treibhausgasbilanz 2011: Vermeintlich gutes Klima

2011 sank der Kohlendioxidausstoß um 2,3 Prozent – doch nur dank eines milden Winters.

Eigentlich klingt die Zahl ganz gut. Der deutsche Kohlendioxidausstoß ist 2011 im Vergleich zu 2010 um 2,3 Prozent gesunken. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, bewertet die Werte so: „Der im März 2011 begonnene Atomausstieg hat offensichtlich keine nachteiligen Wirkungen auf die CO2-Emissionen in Deutschland.“ So positiv sieht das der Energie-Experte Hans-Joachim Ziesing, der von der Regierung in das sogenannte Monitoring-Team zur Überwachung der Energiewende berufen worden ist, nicht.

In einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ führt Ziesing den Rückgang beim CO2-Ausstoß nämlich ausschließlich auf den milden Winter zurück. Temperaturbereinigt lägen die CO2-Emissionen dagegen um 1,2 Prozent höher als im Vorjahr, hat Ziesing ausgerechnet. Das liegt zum einen daran, dass mehr Strom in Kohlekraftwerken produziert worden ist, um die  Abschaltung von acht Atomkraftwerken nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima zu kompensieren. Außerdem seien die prozessbedingten Emissionen um 2,8 Millionen Tonnen oder rund fünf Prozent gestiegen. Damit sind Industrieprozesse gemeint, bei denen CO2 entsteht.

Mit Blick auf das mittelfristige deutsche Klimaziel – bis 2020 soll der Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 1990 um mindestens 40 Prozent sinken – hält es Ziesing für notwendig, in den verbleibenden neun Jahren die Emissionen deutlich schneller zu senken als im Schnitt seit dem Jahr 2000. Mit einem Minus von 27 Prozent im Vergleich zu 1990 steht Deutschland zwar international mit seinen Treibhausgasemissionen gut da. Doch Ziesing gibt zu bedenken, dass 60 Prozent davon in der ersten Dekade, also von 1990 bis 2000, gemindert wurden. In dieser Zeit verringerte sich der CO2-Ausstoß noch um 15 Millionen Tonnen im Jahr. Seit dem Jahr 2000 sind es nur noch 8,5 Millionen Tonnen jährlich.

Die Kohlenstoffintensität der deutschen Wirtschaft hat sich seit 1990 jährlich um etwa 2,7 Prozent verringert. Der Wert beschreibt die Menge der CO2-Emissionen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Allerdings hinkt die Energieproduktivität diesem Wert mit durchschnittlich 1,9 Prozent deutlich hinterher. Dieser Wert misst, wie viel Energie im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung verbraucht wird, ist also eine Maßeinheit für die Energieeffizienz. Die günstige Kohlenstoffintensität ist nach Ziesings Einschätzung vor allem dem Ausbau der erneuerbaren Energien zu verdanken.

Der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß von Kohlendioxid hat sich in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr verringert. Zumindest dann nicht, wenn die temperaturbereinigten Daten zugrunde gelegt werden. Sie liegen weiterhin bei rund zehn Tonnen. Bis 2020 soll der Treibhausgasausstoß um weitere rund 180 Millionen Tonnen sinken, jedes Jahr müssten rund 20 Millionen Tonnen CO2 weniger in die Luft geblasen werden. Im Schnitt waren es in den Jahren zwischen 1990 und 2011 jedoch lediglich 16 Millionen Tonnen im Jahr.

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