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Donald und Melania Trump auf dem Weg nach Texas.

© AFP/Jim Watson

Tropensturm "Harvey" in Texas: Trump setzt sich als Krisenmanager in Szene

Trump scheint fest entschlossen, seine Führungsqualitäten vor Ort unter Beweis zu stellen. Mit seiner Frau Melania besucht er die Flutgebiete im Süden der USA.

Fotos zeigen ihn mit USA-Kappe auf dem Kopf, mit Beratern in Krisentreffen und hinter seinem Schreibtisch über Wetterkarten gebeugt: US-Präsident Donald Trump gibt sich angesichts der Sturmkatastrophe "Harvey" als Vater der Nation und Krisenmanager, der alles im Griff hat. Während Teile von Texas in den Fluten versinken, ist Trump mit einem wichtigen Test seiner Führungsstärke konfrontiert. Dabei ist er sichtlich bemüht, nicht die Fehler seiner Vorgänger zu wiederholen.

"Es ist der Größte überhaupt, sie sagen, es ist der Größte, es ist historisch", verkündete Trump am Montag (Ortszeit) im Weißen Haus mit Blick auf den verheerenden Sturm "Harvey". "Wahrscheinlich gab es noch nie so etwas wie das", fügte der US-Präsident hinzu, dessen Vorliebe für Superlative berüchtigt ist.

Zehntausende in Notunterkünften

In diesem Fall übertreibt Trump aber nicht maßlos, denn der Sturm hat mit seinen ungeheuren Regenmassen Texas und Louisiana unter Wasser gesetzt, in der texanischen Millionenmetropole Houston müssen eingeschlossene Menschen per Boot oder Hubschrauber gerettet werden, Zehntausende müssen in Notunterkünfte.

Mit seinem für Dienstag geplanten Besuch in den Flutgebieten von Texas legt der Präsident nun Tempo vor. Um die dramatischen Rettungsaktionen in Houston nicht zu stören, besuchen Trump und Ehefrau Melania allerdings Gebiete weiter westlich. Trump scheint fest entschlossen, seine Führungsqualitäten vor Ort unter Beweis zu stellen.

Dabei ist sich Trump der unglücklichen Auftritte seiner Vorgänger bei vergleichbaren Naturkatastrophen offenbar bewusst. Bilder von Ex-Präsident George W. Bush, der sich 2005 in der Air Force One in sicherem Abstand über das von Hurrikan "Katrina" überflutete New Orleans fliegen ließ, sind unvergessen und hingen Bush lange nach. Auch die schleppenden Hilfen unter George H.W. Bush als Reaktion auf Hurrikan "Andrew" 1992 erschütterten den Glauben vieler US-Bürger in die Regierung in Washington.

Trump will es besser machen. "Wir sind eine amerikanische Familie", verkündete der Präsident, der seit Monaten mit seinem rechtspopulistischen Kurs das Land eher polarisiert. "Wir kämpfen uns da gemeinsam durch." Washington werde Texas auf dem "langen und schwierigen Weg zum Wiederaufbau" beistehen.

"Wir wollen uns kümmern"

"Die Dinge laufen wirklich gut, die Haltung der Menschen ist unglaublich, und die Koordinierung aller verschiedenen Stellen läuft - wie Sie wissen - sehr gut", versicherte Trump. "Wie Sie wissen, wird das eine sehr teure Situation", fügte Trump hinzu. "Wir regeln das mit dem Kongress", versprach er. "Wir wollen uns um die Leute in Texas und Louisiana kümmern."

Zwar geben die nach "Katrina" eingeleiteten Reformen Trump mehr Spielraum beim Krisenmanagement, dennoch ist er auf die Zusammenarbeit mit den Behörden und dem Kongress angewiesen. Angesichts der eher schlechten Beziehung Trumps zu seinen eigenen Republikanern im Kongress dürfte die versprochene Zusage von Geldern daher schwieriger werden als gedacht.
Trump selbst hatte erst kürzlich mit einer Blockade gedroht, sollten die Gelder für die von ihm propagierte Mauer an der Grenze zu Mexiko nicht freigegeben werden. Streit gibt es auch über die nötige Anhebung der Schuldengrenze und das Budget für 2018.
"Harvey" könnte jedenfalls zur dauerhaften Herausforderung für den Präsidenten werden, der eher in 140-Zeichen-Twitter-Beiträgen zu denken scheint. Auffällig ist aber, dass der oft emotional agierende Trump sich seit Beginn der Überschwemmung von Houston mit provozierenden Tweets weitgehend zurückgehalten hat. (AFP)

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