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Politik: Truppen-Abzug abgeschlossen

BRÜSSEL/PRISTINA (Tsp). Der Kosovo-Krieg ist nach fast drei Monaten endgültig vorüber.

BRÜSSEL/PRISTINA (Tsp). Der Kosovo-Krieg ist nach fast drei Monaten endgültig vorüber. Nato-Generalsekretär Javier Solana gab am Sonntag das Ende der Luftangriffe gegen Jugoslawien bekannt. Nur wenige Stunden zuvor hatten die letzten serbischen Einheiten das lang umkämpfte Kosovo vollständig geräumt. Elf Stunden vor Ablauf der Nato-Frist stellte der Kommandeur der Kosovo- Friedenstruppe (KFOR), General Michael Jackson, fest, alle rund 40 000 serbischen Soldaten, Sonderpolizisten und Paramilitärs seien aus der Provinz abgezogen. Die Nato hatte bis zur Erfüllung dieser Voraussetzung den Luftkrieg nur ausgesetzt und bei Verstößen Belgrads gegen das Friedensabkommen mit sofortiger Wiederaufnahme der Angriffe gedroht.

Unterdessen versuchte das Belgrader Regime, die anhaltende Flucht der serbischen Bevölkerung aus dem Kosovo mit Gewalt zu stoppen. Ein Flüchtlingskonvoi wurde von der Polizei in der Stadt Kraljevo, 120 Kilometer südlich von Belgrad, am Weiterfahren gehindert. Die amtliche Agentur Tanjug meldete, mehr als 1000 Serben seien am Sonntag aus der Nähe von Nis in Begleitung von zwei Ministern zurück ins Kosovo aufgebrochen. Bis Sonntag haben nach UN-Angaben mehr als 50 Prozent der einst rund 190 000 Kosovo-Serben die Provinz verlassen. In Belgrad demonstrierten am Sonntag rund 200 serbische Flüchtlinge aus dem Kosovo. Sie riefen "Verrat" und warfen den Behörden vor, sie schutzlos den albanischen "Terroristen" ausgeliefert zu haben. Für den heutigen Montag kündigten sie eine Protestkundgebung vor dem jugoslawischen Parlament an.

Die UN-Übergangsverwaltung im Kosovo (UNMIK) bezog am Sonntag offiziell ihren Sitz in Pristina - im ehemaligen Hauptquartier der Jugoslawischen Armee. Die UN-Administration wird die Provinz bis zur Abhaltung von freien Wahlen regieren und dabei eine komplette öffentliche Verwaltung, eine neue Polizei und ein Justizsystem aufbauen. "Dies ist wahrscheinlich die größte Herausforderung, vor der die UN jemals gestanden haben", erklärte der provisorische Administrator für das Kosovo, Sergio Vieira de Mello, am Sonntag vor der Presse. De Mello ermutigte die Angehörigen der serbischen Volksgruppe, in der Provinz zu bleiben. Die kosovarische Befreiungsarmee UCK forderte er auf, die Waffen niederzulegen, "sich der Zivilgesellschaft anzuschließen und sich in eine politische Partei umzuformen".

Auf einer Protestkundgebung vor dem Hauptquartier der deutschen KFOR-Truppe in Prizren forderten Kosovo-Albaner am Sonntag Hilfe bei der Suche nach Verschleppten. "Wir rufen die Internationale Gemeinschaft um Hilfe an, weil 290 Männer am 9. Juni von Prizren nach Serbien ins Gefängnis von Prokuplje deportiert wurden und dort gefoltert werden", riefen die Demonstranten. Zuvor hatten deutsche Soldaten zwei Kosovo-Albaner befreit, die unter dem Vorwurf der Kollaboration mit den Serben von der UCK festgehalten worden waren. 32 UCK-Kämpfer wurden entwaffnet.

US-Verteidigungsminister William Cohen hat unterdessen als erstes Regierungsmitglied Friedenstruppen seines Landes im Kosovo besucht. Cohen traf am Sonntag im Hauptquartier der amerikanischen KFOR-Einheiten in Urosevac ein. Laut NATO-Oberbefehlshaber General Wesley Clark, der Cohen bei seiner Visite begleitete, sind inzwischen 3000 von geplanten 7000 Soldaten des US-Kontigents im Kosovo stationiert. Cohen unterrichtete die amerikanischen Soldaten persönlich über die vereinbarte Integration russischer Truppen in die KFOR-Struktur. Ein Teil der insgesamt 3600 russischen Soldaten wird seine Arbeit in der amerikanisch kontrollierten Zone aufnehmen. Bei seiner Fahrt durch die Provinz wurde der US-Verteidigungsminister von der kosovo-albanischen Bevölkerung begeistert gefeiert. Anschließend flog Cohen zu dem US-Flugzeugträger "Theodore Roosevelt", der vor Mallorca vor Anker liegt. Dort dankte er den Soldaten für ihren Einsatz bei der Nato-Operation gegen Jugoslawien.

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