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Politik: Tu nicht drogen!

This is … Äh, you know … If you try … Sehen Sie: Geht nicht. Dabei hat Günther Oettinger, der Ministerpräsident Baden-Württembergs, kürzlich präzise prognostiziert: „Englisch wird die Arbeitssprache, Deutsch bleibt die Sprache der Familie, der Freizeit; die Sprache, in der man Privates liest“.

This is … Äh, you know … If you try … Sehen Sie: Geht nicht. Dabei hat Günther Oettinger, der Ministerpräsident Baden-Württembergs, kürzlich präzise prognostiziert: „Englisch wird die Arbeitssprache, Deutsch bleibt die Sprache der Familie, der Freizeit; die Sprache, in der man Privates liest“. Wir haben uns natürlich sofort gefragt, wie es wohl aussehen mag, wenn die Minister in Stuttgart auf Englisch arbeiten, sich zum Beispiel nicht mehr stilgerecht als „Halbdackel“ oder „Volldackel“ abmeiern, sondern in Sinne der Oettinger-Doktrin als „half“ oder „full dachshund“ – da war alles schon wieder vorbei. Der Minister steht als „Sprachpanscher des Jahres“ am Pranger, und das ist zumindest ein Warnschuss; oft war es der Vorbote des Karriereendes.

Dabei ist nicht einmal sicher, ob Oettinger wirklich panschen wollte. Oder eben nur wehmütig darauf hingewiesen hat, dass die Sprache Schillers und Thaddäus Trolls auf dem Rückzug in Ess- und Schlafzimmer sei, während draußen Bänker das Nürnberger Frankenstadion in „easyCredit-Stadion“ umtaufen und umnachtete Versicherungsfritzen Parolen wie „Don’t drug and drive“ in die Welt setzen, was man ungefähr mit „tu nicht drogen und fahren“ übersetzen könnte. Doch die Welt ist ungerecht: Nun hat er den Titel, die beiden anderen nicht.

Ob Oettingers Parteifreunde ihn vorauseilend bestätigen wollten, als sie kürzlich bewaffnete Zugbegleiter forderten, „sogenannte Rail Marshals“? Die hat bisher zwar kein Mensch so genannt, aber das ändert sich, wenn christliche Sicherheitspolitiker entschlossen wirken wollen. Wir brauchen Zugpolizisten, mögen sie gedacht haben, aber wie klingt das denn, Zugpolizisten? „Sehr geehrter herrenloser Koffer, wir haben hier eine einstweilige Eröffnung gegen Sie …“

Da ist der Rail Marshal von ganz anderem Kaliber, effektiver, härter. Er zieht ohne viel Gerede seinen six shooter, ruft dem verdächtigen Gepäckstück ein knappes „Freeze!“ zu und ballert dann in Putativnotwehr die ganze Trommel leer, nicht ohne vorher die magischen Worte zu sprechen: „Hasta la vista, baby!“ Bumm!

Und während aus dem tödlich verletzten Koffer die Socken und Unterhosen herausquellen, ist der Marshal längst zum nächsten Einsatzort geritten, oh ja, die Welt ist voller herrenloser Koffer. Allerdings: geritten? Dumm, dass der Einsatz von Bahnpferden, sogenannten Rail Horses, aus technischen Gründen kaum möglich ist. Denn auf Neu-Versicherungsdeutsch heißt es sehr prägnant: Don’t rail and ride! Falls sich damit jemand zum Panscher bewerben möchte: bitte gern. Ist ein Stück deutsche Arbeitssprache.

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