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Türkei: 19 Beamte wegen Foltervorwürfen suspendiert

Die EU hatte in der Türkei bei der Lage der Menschenrechte zuletzt eine Verbesserung festgestellt. Nun wird das Land wieder von einem Folterskandal erschüttert. Ein Untersuchungshäftling soll zu Tode gefoltert worden sein.

Die türkische Regierung hat nach dem mutmaßlichen Foltertod eines Untersuchungshäftlings in Istanbul 19 Justizvollzugsbeamte vom Dienst suspendiert. Zugleich entschuldigte sich Justizminister Mehmet Ali Sahin am Dienstag bei den Hinterbliebenen des vergangene Woche gestorbenen Häftlings Engin Ceber - eine in der Türkei äußerst ungewöhnliche Geste. Er werde den Foltervorwürfen nachgehen und den Fall ohne Ansehen der beteiligten Personen aufklären, erklärte der Minister nach einer Meldung des türkischen Nachrichtensenders NTV. Cebers Schicksal hatte innerhalb und außerhalb der Türkei für viel Kritik gesorgt.

Ceber war Ende September in Istanbul zusammen mit anderen Aktivisten der linksgerichteten Zeitschrift "Yürüyüs" ("Der Marsch") festgenommen worden. Nach Angaben von Anwälten wurden die Festgenommenen zunächst auf der Polizeiwache und später im Untersuchungsgefängnis immer wieder geschlagen. Vergangene Woche wurde Ceber mit schweren Hirnblutungen in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er am Freitag starb. Zwei Freunde von Ceber befinden sich noch in Haft; auch sie sollen gefoltert worden sein. Unter anderem hat sich die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in den Fall eingeschaltet.

"Im Namen des Staates und der Regierung entschuldige ich mich bei der Familie", erklärte Justizminister Sahin. Unter den suspendierten Beamten seien einige leitende Vollzugsbeamte und auch ein Gefängnisarzt, der ein Gesundheitszeugnis für Ceber ausgestellt habe, ohne den Untersuchungshäftling überhaupt gesehen zu haben. Türkische Menschenrechtler beklagen, dass Folter und Misshandlungen trotz der offiziellen "Null-Toleranz-Politik" der Regierung bei diesem Thema in der Türkei wieder zunähmen. Die Verbesserung der Menschenrechtslage war in den vergangenen Jahren eine der wichtigsten Pluspunkte für den EU-Beitrittsbewerber Türkei. (ae/AFP)

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