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Politik: Türkei erklärt sich kriegsbereit

Nach PKK-Anschlägen drohen türkische Militärs mit Racheaktionen im Nordirak für gefallene Soldaten

Die Türkei hat ihre Drohung mit einer Militärintervention im benachbarten Naordirak verschärft. „Die türkische Republik ist jederzeit zu allem bereit“, sagte der Sprecher des türkischen Außenamtes, Levent Bilman, am Mittwoch in Ankara. Der Ruf nach einem Einmarsch nach Nordirak wird in der Türkei unter dem Eindruck steigender Verluste der Sicherheitskräfte im Kampf gegen die Kurdenrebellen von der PKK immer lauter. Noch sei die Armee aber nicht ins Nachbarland vorgerückt, sagte Außenminister Abdullah Gül. Er wies damit Medienberichte über einen Vorstoß einiger tausend türkischer Soldaten nach Nordirak zurück. Auch die nordirakischen Kurden und die PKK dementierten es.

Angesichts zunehmender PKK-Gewaltaktionen in der Türkei in jüngster Zeit verlangt die Armee von der Regierung die Erlaubnis zum Einmarsch nach Nordirak, von wo aus die PKK ihre Angriffe steuert. Die Rebellen begründen ihre Anschläge mit dem Vorwurf, Ankara unterdrücke die Kurden nach wie vor.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zögert mit seinem Ja zu einer Militäraktion in Nordirak, auch weil das zu Spannungen mit Irak, den USA und der EU führen würde. Darüber hinaus wäre der Erfolg eines Einmarsches keinesfalls gewiss: Seit den 90er Jahren hat die türkische Armee 24 Vorstöße nach Nordirak unternommen, ohne dass die PKK zerschlagen worden wäre. Außenamtssprecher Bilman sagte, derzeit gebe es keine konkreten Vorbereitungen für einen Parlamentsbeschluss zur Truppenentsendung. Die Türkei sei bereit zu einem Dialog mit den nordirakischen Behörden, wenn diese etwas gegen die PKK unternähmen.

Die jüngsten PKK-Anschläge erhöhen jedoch den Druck auf Erdogan, einer Militäraktion zuzustimmen. So wird der Bombenanschlag von Ankara vom 23. Mai, bei dem sechs Menschen starben, den Kurdenrebellen zugeschrieben. In der Öffentlichkeit macht sich eine starke anti-kurdische Stimmung breit: In Sakarya bei Istanbul rettete die Polizei jetzt zwei junge Kurden mit knapper Not vor einem Lynchmob – die beiden jungen Männer hatten T-Shirts mit dem Bild eines kurdischen Sängers getragen.

Auch die steigenden Verluste der türkischen Armee in Südostanatolien tragen zur Eskalation bei. Der PKK-Überfall in Tunceli war die folgenschwerste Einzelaktion der Rebellen seit Monaten. Auch am Mittwoch wurden wieder mehrere Soldaten bei der Explosion eines PKK-Sprengsatzes im Kurdengebiet verletzt. Die Beisetzungsfeiern für die getöteten Soldaten wurden in mehreren Städten des Landes zu Kundgebungen gegen die PKK. Der Befehlshaber der Armeeverbände an der Ägäis, Generalleutnant Sükrü Sariisik, versprach den Angehörigen von zwei getöteten Soldaten, die Armee werde „Rache nehmen“.

Die türkischen Truppenbewegungen an der Grenze zu Irak gingen unterdessen weiter. In der Stadt Cizre in unmittelbarer Grenznähe veranstaltete ein Panzerverband demonstrativ eine Schießübung. Für einen groß angelegten Vormarsch der Türken auf irakisches Gebiet gab es aber keine Anzeichen.

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