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Ein Mitglied einer türkischen Spezialeinheit der Polizei greift in Diyarbakir ein mutmaßliches Versteck von IS-Terroristen an.

© Reuters

Türkische Polizei: Neun Tote nach Feuergefecht mit IS-Anhängern

Die türkische Polizei lieferte sich in Diyarbakir ein Feuergefecht mit mutmaßlichen IS-Kämpfern. Zwei Polizisten und sieben Dschihadisten kamen dabei ums Leben, nach einer deutschen Extremistin wird weiterhin gefahndet.

Die Polizei kam vor Tagesanbruch, doch die Extremisten waren vorbereitet. Als schwer bewaffnete Beamte am Montagmorgen die Tür eines Hauses im Wohnviertel Huzurevleri in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir öffneten, das als Versteck mutmaßlicher Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) galt, ereignete sich eine schwere Explosion: Die Dschihadisten hatten die Tür mit einer Sprengfalle versehen, die zwei Polizisten tötete. In den Stunden nach der Explosion lieferten sich die Sicherheitskräfte und die im Haus verschanzten IS-Anhänger ein heftiges Feuergefecht. Erst nach dem Tod von sieben Dschihadisten konnte die Polizei das Haus stürmen.

Beim bisher schwersten Zusammenstoß zwischen der türkischen Staatsmacht und dem IS auf türkischem Boden, der mit automatischen Waffen und schweren Maschinengewehren ausgetragen wurde, kamen zwölf mutmaßliche Extremisten in Polizeihaft. Von ihnen erhoffen sich die Ermittler weitere Aufschlüsse über etwaige IS-Strukturen in der Türkei.

Seit Tagen fahndet die Polizei nach vier IS-Terroristen

Die Gruppe in Diyarbakir habe seit dem vergangenen Freitag unter Beobachtung gestanden, erklärte die Regierung in Ankara. Seit Tagen fahndet die Polizei fieberhaft nach vier IS-Terroristen, die aus Syrien in die Türkei gekommen sein sollen, um zwei Wochen nach dem Anschlag von Ankara mit mehr als hundert Toten weitere Gewalttaten zu begehen. Zu dem Terror-Quartett gehört nach Polizeiangaben eine aus Kasachstan stammende Bundesbürgerin. Die vier potenziellen IS-Selbstmordattentäter könnten Anschläge oder andere spektakuläre Aktionen wie Flugzeugentführungen planen, meldete die offiziellen Nachrichtenagentur Anadolu.

Ob die IS-Selbstmordkandidaten am Montag in Diyarbakir gefasst oder getötet wurden, stand zunächst nicht fest. Die Behörden sind aber sicher, Schlimmeres verhindert zu haben: In dem Haus seien große Mengen an Waffen und Munition gefunden worden. Mögliche Verbindungen zwischen der IS-Gruppe in Diyarbakir und Terrorzellen in anderen Stellen würden untersucht.

Der Anschlag von Ankara und zwei andere Selbstmordanschläge im Sommer mit insgesamt fast 40 Toten waren nach Erkenntnissen der Ermittler von Mitgliedern einer IS-Zelle aus dem osttürkischen Adiyaman verübt worden. Die große Frage ist nun, wieviele solcher Zellen es sonst noch gibt. Die Opposition in Ankara verwies auf Berichte, wonach der IS in der Türkei rund 3000 Anhänger hat. Harmlos erscheinende Friseure, Krämer und Metzger könnten plötzlich zu Selbstmordattentätern werden, warnte ein früherer Parlamentsabgeordneter.

Wenige Tage vor der Parlamentswahl am kommenden Sonntag lässt das Feuergefecht von Diyarbakir die politischen Spannungen weiter wachsen. Die legale Kurdenpartei HDP gibt der Regierung eine Mitschuld an der Gewalt, während Präsident Recep Tayyip Erdogan kurdische Extremisten als Mittäter nennt. Bei der Neuwahl des Parlaments will Erdogans AKP ihre bei der regulären Wahl im Juni verlorene Parlamentsmehrheit zurückerobern. Laut Umfragen kann die Erdogan-Partei nicht sicher sein, dass dies gelingt.

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