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Tumulte: Versöhnung entzweit Nordiren

Der Bericht unabhängiger Berater über den Umgang mit den unverheilten Wunden des Nordirlandkonflikts schlägt hohe Wellen.

Dublin -  Umstritten ist vor allem der Vorschlag, den Angehörigen aller etwa 3700 Todesopfer des Konflikts pauschal 12 000 Pfund zu bezahlen, als kollektive Anerkennung ihres Leids, aber ungeachtet der individuellen Todesumstände. Kategorien wie Schuld und Unschuld sollten keine Rolle spielen, Täter und Opfer gleich behandelt werden, um einen Schlussstrich zu ziehen. Dies ist Teil der umfangreichen Vorschläge, die der frühere anglikanische Erzbischof Robin Eames und der ehemalige katholische Priester Denis Bradley am Mittwoch vorgelegt hatten. Sie zielen darauf, die unveränderte Zweiteilung der nordirischen Gesellschaft auch nach der Beilegung des offenen Konflikts zu überwinden.

Wie schwierig das ist, zeigten die Tumulte bei der Veröffentlichung des Berichts. Aufgebrachte Angehörige von Opfern des Konflikts schrien sich gegenseitig an und tauschten bittere Beschimpfungen aus, bevor die Veranstaltung überhaupt beginnen konnte. Vor allem protestantische Politiker in Nordirland wiesen die Entschädigungen als unmoralisch zurück, aber auch der britische Premierminister Gordon Brown schien sich im Unterhaus von dem kontroversen Vorschlag zu distanzieren. Er wird schließlich über die Zukunft des Berichts entscheiden.

Die Autoren empfehlen darüber hinaus, dass Täter den Angehörigen der Opfer Auskunft geben. Ferner sollen Mittel bereitgestellt werden, um die Symptome der unbewältigten Vergangenheit zu bekämpfen, seien es Depressionen, Drogenabhängigkeit oder Selbstmordgefahr. Die Vergangenheit solle weniger mit Mitteln der Justiz aufgearbeitet werden, heißt es in dem Bericht. 

Martin Alioth

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