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Das sieht nicht gut aus: Einem der vier Jäger, die zwischenzeitlich festgenommen worden waren, sind die Strapazen des tunesischen Gewahrsams durchaus anzusehen.

© AFP

Tunesien: Schwedische Wildschweinjäger festgenommen

In Tunis haben rund 1000 Menschen gegen die Regierungspartei demonstriert. Die Lage im Land bleibt unübersichtlich. Am Abend zuvor war es zu einer kuriosen Festnahme gekommen.

Eine Gruppe schwedischer Jäger ist in Tunesien vorübergehend festgenommen worden. Das wurde am Montag in diplomatischen Kreisen in Tunis bestätigt. In tunesischen Fernsehberichten am Vorabend war von festgenommenen Deutschen die Rede gewesen; dies hat sich jedoch nicht bewahrheitet.

Die Männer waren in Tunesien Wildschweine jagen gewesen, konnten wegen der Unruhen aber nicht ausreisen. Stattdessen hatten sie versucht, auf eigene Faust mit einem Taxi ins Zentrum zu fahren. Als Sicherheitskräfte den Wagen durchsuchten und die Waffen fanden, kam es zu einem Missverständnis: Die Uniformierten dachten, die Ausländer wollten sich an den Auseinandersetzungen beteiligen.

Schüsse in der Nacht, Wasserwerfer gegen Demonstranten, Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Anhängern Zine al-Abidine Ben Alis - Tunesien kommt auch drei Tage nach dem Sturz des Präsidenten nicht zur Ruhe. Nach einer unruhigen Nacht kam es am Montag bei einer Kundgebung erneut zu Auseinandersetzungen. Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi kündigte für Montag die Bildung einer neuen Regierung an. Weil er aber als enger Weggefährte des nach Saudi-Arabien geflohenen Staatschefs Ben Ali gilt und weil viele bisherige Minister wohl ihre Posten behalten, wurden auch nach Ernennung des neuen Kabinetts Unruhen erwartet.

Am Montag zogen rund 1000 Menschen durch die wichtigste Straße in Tunis und forderten die Regierungspartei auf abzutreten: “Raus mit der RCD! Raus mit der Partei der Diktatur!“ Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein, die sich in der Nähe des Innenministeriums versammelten. Mit Schüssen in die Luft versuchten sie, die Menge auseinanderzutreiben, berichtete ein Reuters-Reporter.

In der Nacht und bis zum frühen Montagmorgen waren in der Hauptstadt Schüsse zu hören gewesen. Anwohner berichteten, Männer hätten aus vorbeifahrenden Autos und von Motorrädern gefeuert. Auch zu Fuß seien Bewaffnete schießend durch die Straßen geeilt. Mieter durchsuchten ihre Wohnhäuser, nachdem es geheißen hatte, auf den Dächern hätten sich Scharfschützen verschanzt und feuerten auf die Passanten in den Straßen.

Der Volkszorn richtet sich nach wie vor gegen den Ex-Herrscher Ben Ali, der von vielen hinter den bewaffneten Unruhestiftern vermutet wird. Zudem sorgt für Empörung, dass er kurz vor der Flucht ins Exil noch 1,5 Tonnen Gold von einer Bank abgeholt haben soll. Die Frau des Ex-Diktators, Leila Ben Ali, habe dafür persönlich die Zentralbank in Tunis aufgesucht, berichtete die französische Zeitung „Le Monde“ im Internet unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Mit Barren im Wert von rund 45 Millionen Euro sei sie anschließend vermutlich in ein Flugzeug in Richtung Dubai gestiegen. Mittlerweile soll sie sich zusammen mit ihrem Mann im saudi-arabischen Dschiddah am Roten Meer aufhalten.

Die deutschen Reiseveranstalter raten ihren Kunden, die Reisen nach Tunesien gebucht haben, derweil weiter zum Abwarten. Bisher haben die Anbieter ihre Abflüge bis zum 21. oder 24. Januar abgesagt. Kostenlose Umbuchungen zu anderen Zielen lassen sie in der Regel bis 31. Januar zu. Was mit Reisen im Februar und später ist, ließen Sprecher von TUI, Thomas Cook und der Rewe-Touristik am Montag offen. Nach der Rückholaktion vom Wochenende halten sich derzeit immer noch mindestens 500 Bundesbürger in Tunesien auf. Wie das Auswärtige Amt am Montag mitteilte, wurden in den vergangenen Tagen mehr als 6000 Urlauber mit verschiedenen Flügen zurückgebracht. Man gehe davon aus, dass „alle diejenigen, die zurückwollten, auch zurückgekehrt sind“, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke. Einige Touristen hätten sich aber dazu entschieden, trotz der gegenwärtig unklaren Lage in Tunesien zu bleiben. (dpa/Reuters)

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