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Mike Pence und Kamala Harris.

© imago images/UPI Photo und imago images/ZUMA Wire

Update

Unter besonderer Beobachtung: Darum geht es beim TV-Duell Mike Pence gegen Kamala Harris

Wenn heute Nacht Bidens und Trumps Vize-Kandidaten debattieren, geht es noch mehr als sonst darum: Wer könnte besser einspringen, wenn der Präsident ausfällt?

Auch wenn in diesen Tagen noch weniger sicher zu sein scheint als sonst, so lässt sich doch von einer Sache ausgehen: Das TV-Duell zwischen Mike Pence und Kamala Harris an diesem Mittwoch wird deutlich zivilisierter werden als das zwischen Donald Trump und Joe Biden am Dienstag vor einer Woche.

Langweiliger dürfte die Debatte zwischen den beiden amerikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten aber wohl nicht werden. Denn beide, Pence (61) und Harris (55), werden derzeit noch mehr als sonst unter der Fragestellung beobachtet, ob sie einspringen könnten, wenn die erste Reihe ausfällt oder zurücktritt. In der Geschichte der USA war das immerhin bereits neun Mal der Fall.

Der Republikaner Pence würde automatisch die Regierungsgeschäfte übernehmen, sollte Trumps Covid-19-Erkrankung sich doch ernster entwickeln, als dieser glauben machen will. Auch springt Pence für seinen Chef bei Wahlkampf-Events wie einer Rallye in Arizona am Donnerstag ein, solange der Präsident nicht reisen darf.

Kamala Harris könnte auf Joe Biden folgen

Von Harris, die 22 Jahre jünger ist als der demokratische Präsidentschaftskandidat Biden, nehmen viele an, dass sie darauf spekuliert, spätestens in vier Jahren selbst Präsidentin zu werden – notfalls auch schon früher.

Offen ist, ob die zwei weiteren geplanten Debatten am 15. und am 22. Oktober zwischen Trump und Biden stattfinden können. Bekannt ist inzwischen, dass Trump am vergangenen Dienstag zu spät eingetroffen war, um noch getestet zu werden. Das berichtete der Moderator des von Fox News ausgerichteten Duells, Chris Wallace.

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Seit der Nacht zu Freitag ist offiziell, dass Trump positiv auf das Virus getestet ist. Wann genau er sein letztes negatives Testergebnis erhalten hat, ist dagegen eine der Fragen, bei denen das Weiße Haus und Trumps Ärzte mauern.

Für das Vize-Duell in Salt Lake City (Utah) seien neue Regeln verhandelt worden, hieß es zunächst, die auch bei weiteren Debatten angewandt werden könnten. So sollen die beiden Kandidaten nicht mehr stehend, sondern sitzend miteinander diskutieren, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Der Abstand zwischen ihnen wird auf vier Meter ausgeweitet – und eine Plexiglasscheibe soll die Kontrahenten trennen.

Das Team Pence war zunächst gegen eine Plexiglasscheibe

Darauf soll das Team der kalifornischen Senatorin Harris gedrängt haben. Darauf soll das Team der kalifornischen Senatorin Harris gedrängt haben. Die Kampagne von Vizepräsident Pence sprach sich der „Washington Post“ zufolge allerdings gegen Trennwände auf der Seite des Vizepräsidenten aus. Dessen Sprecherin Katie Miller spottete: „Wenn Senatorin Harris eine Festung um sich herum wünscht, nur los.“ Angesichts eines Weißen Hauses, das sich immer mehr zu einem Corona-Hotspot entwickelt, wird nicht jeder solche Bemerkungen als witzig empfinden.

Ort der Debatte: Die Kingsbury Hall an der Universität von Utah.
Ort der Debatte: Die Kingsbury Hall an der Universität von Utah.

© Eric BARADAT/AFP

Moderiert wird die Debatte an der Universität von Utah (21 Uhr Ostküstenzeit) von Susan Page, der Washingtoner Bürochefin der Zeitung „USA Today“. Von Harris, als Ex-Staatsanwältin geschult darin, scharf zu argumentieren und ihr Gegenüber unter Druck zu setzen, wird erwartet, dass sie sich angriffslustig zeigt – ganz so, wie man es von ihren Auftritten bei Senatsanhörungen kennt.

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Sie wird in den zur Verfügung stehenden 90 Minuten versuchen, immer wieder auf den aus ihrer Sicht katastrophalen Umgang der Regierung mit der Pandemie einzugehen. Sie wird betonen, dass Trump und Pence als Leiter der Corona-Taskforce für die knapp 7,5 Millionen Infizierten und mehr als 210.000 Toten verantwortlich sind – genauso wie für den Wirtschaftseinbruch und den Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Beide haben mit Testdebatten trainiert

Vorbereitet hat sich Harris mit Pete Buttigieg, dem 38-jährigen ehemaligen Präsidentschaftsbewerber, der als eines der größten rhetorischen Talente der Demokraten gilt. Buttigieg war auch Bürgermeister in South Bend in Indiana, jenem Bundesstaat, den Pence als Gouverneur vier Jahre lang regierte.

Pence hat sich ebenfalls – anders als Trump – ausgiebig auf das Duell vorbereitet. Für Testdebatten übernahm Pam Bondi, Floridas ehemalige Chefanklägerin, die Rolle von Harris. Pence wird versuchen, die Demokratin beim Themenkomplex „Law and Order“ in die Mangel zu nehmen. Als Staatsanwältin vertrat sie Positionen, die beim linken Flügel ihrer Partei auf Ablehnung stoßen.

Große Unterschiede gibt es zwischen den beiden bei gesellschaftspolitischen Fragen. Pence lehnt als erzkonservativer Evangelikaler Abtreibungen strikt ab – die Senatorin aus dem liberalen Kalifornien betont das Selbstbestimmungsrecht der Frauen. Auch erklärte Pence einst, mit keiner Frau außer seiner eigenen alleine zu Abend zu essen – es wird interessant sein, zu sehen, ob Harris versucht, sich darüber lustig zu machen.

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