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TV-Debatte: Keiner sprach über George W. Bush

Die republikanischen Kandidaten für die Präsidentenwahl 2008 versuchten in ihrer ersten TV-Debatte an das Erbe von Ronald Reagan anzuknüpfen. Bushs Erbe empfinden die Parteifreunde als Last.

Washington - Die republikanischen Kandidaten überboten sich gegenseitig in den Ehrbezeugungen für ihren Präsidenten. Sein "Sinn für Optimismus" habe den USA Kraft gegeben, schwärmte Rudolph Giuliani. Seine "Philosophie der Stärke" sei das richtige Rezept im Kampf gegen den Terror, urteilte Mitt Romney. Andere lobten seine großen Ideen und seine visionäre Kraft. Nein, nicht Präsident George W. Bush war gemeint. So schwer wiegt das Irak-Debakel inzwischen, dass die republikanischen Parteifreunde seinen Namen kaum mehr in den Mund nehmen.

Reagans 85-jährige Witwe Nancy konnte als Ehrengast in der erste Reihe verfolgen, wie die zehn republikanischen Kandidaten in der Ronald-Reagan-Gedenkbibliothek im kalifornischen Simi Valley mit der Ära des Nachlassverwalters George W. Bush abschlossen. "Der Krieg im Irak ist furchtbar schlecht geführt worden", sagte Senator John McCain, und keiner widersprach. Nur vier Mal fiel in der 90-minütigen Debatte überhaupt der Name Bush. Angesichts der bedrückenden Gegenwart ist das konservative Idol Ronald Reagan zum Bezugspunkt der Partei geworden. Seine Amtszeit (1981 bis 1989) gibt den Maßstab vor, an dem die Republikaner den Erfolg eines Präsidenten messen.

Der Geist des Ronald Reagan

Viele Republikaner schreiben Reagan den Sieg im Kalten Krieg gegen den Kommunismus zu. Dieser Vergleich lässt die Lage umso schwieriger erscheinen, in die George W. Bush das Land im nächsten Epochenkonflikt, dem Kampf gegen den Terror, geführt hat. Reagan verhalf den USA nach dem Trauma von Vietnam zu neuem Selbstbewusstsein. Bushs Irak-Politik droht, das Vietnam-Trauma wiederaufleben zu lassen. "Ich will nicht der Präsident einer traurigen Nation werden, die das Gefühl hat, ihre besten Tage lägen hinter ihr", sagte McCain. Durchweg warnten die Kandidaten vor einem Abzug aus dem Irak, wie ihn die gegnerischen Demokraten verlangen. Dies wäre eine Niederlage für die USA.

In der Irak-Frage stecken die republikanischen Kandidaten in einem Dilemma. Keiner will von Bushs Zielvorgabe ablassen, den Einsatz im Irak bis zum Sieg durchzukämpfen. "Wir dürfen uns niemals dem Druck durch die Terroristen beugen", sagt Giuliani, der populäre Ex-Bürgermeister von New York. Innerhalb der Republikanischen Partei haben die Befürworter des Kriegs immer noch eine Mehrheit. Doch wenn der Kandidat Anfang 2008 schließlich in den parteiinternen Vorwahlen bestimmt ist, muss er sich einem Wahlvolk stellen, das zu 60 Prozent einen Rückzug wünscht.

Ex-Gouverneur Romney: "Bin Laden muss sterben"

In der Außenpolitik vertraten die Anwärter eine Politik der Stärke. Als US-Präsident würde er Al-Qaida-Chef Osama bin Laden "bis an die Pforte der Hölle verfolgen", sagte McCain, der die weithin hörbare Kritik an seinem müden Wahlkampfauftakt mit einem aufgekratzten Auftritt kontern wollte. "Bin Laden muss sterben", pflichtete Ex-Gouverneur Romney bei, der sich von dem Auftritt ein Ende seines Umfragetiefs im einstelligen Prozentbereich versprochen haben dürfte. Giuliani bezeichnete eine nukleare Aufrüstung des Iran als "Albtraum" und versprach, dies als Präsident zu verhindern - bevorzugt auf diplomatischem Wege. Auch hier herrschte Einigkeit unter den Kandidaten.

Für die zahlreichen Außenseiter war die TV-Debatte eine Chance, sich dem Publikum vorzustellen. Für den in Umfragen führenden Giuliani ging es vor allem darum, Fehltritte zu vermeiden. Schwere Patzer leistete er sich nicht, doch geriet er an seinem verwundbarsten Punkt in die Defensive: Als einziger der zehn Kandidaten ist er dafür, das Recht auf Abtreibung zu wahren. Für viele konservative Republikaner hingegen ist die Gegnerschaft zu Abtreibung ein Herzensanliegen. "Ich hasse Abtreibungen", sagte Giuliani einerseits. Andererseits glaube er an das Recht der Frau, in dieser Frage selbst zu entscheiden. Mehrfach musste er ausholen, um seine Position zu erklären. (Von Peter Wütherich, AFP)

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