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Politik: TV-Debatte ohne Debatte

Lahmer Auftritt von Frankreichs Sozialisten

Paris - Die eine will „die Linke zum Sieg und dann Frankreich zum Erfolg führen“. Der andere hat sich das „ehrgeizige Ziel“ gesetzt, in weniger als zehn Jahren die Vollbeschäftigung zu erreichen. Und der Dritte will ein „gerechteres Wachstum“ durchsetzen. Von gallischer Streitlust war nichts zu spüren in der ersten TV-Debatte am Dienstagabend zur Wahl des sozialistischen Kandidaten für die Präsidentenwahl 2007. Ségolène Royal, Dominique Strauss-Kahn und Laurent Fabius standen hinter ihren Stehpulten und antworteten der Reihe nach auf Fragen zweier Journalisten zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, ohne jedoch aufeinander einzugehen.

Trotz dieser steril anmutenden Abfolge von Monologen wurden die politischen und persönlichen Unterschiede zwischen ihnen deutlich. Er werde die 35-Stunden-Woche auf alle Bereiche ausdehnen, erklärte der nach links gerückte Ex-Premier Fabius. Ségolène Royal, die in den Umfragen unter den sozialistischen Präsidentschaftsanwärtern führt, hielt dagegen. Sie verwies darauf, dass die 35-Stunden-Woche für eine Minderheit einen Rückschritt gebracht hätte. Vor allem im Gesundheitswesen sei dieses Problem spürbar. Das müsse repariert werden, meinte der ehemalige Finanzminister Strauss-Kahn, nach dessen Ansicht der Streit um die Arbeitszeitverkürzung „hinter uns liegt“.

Ob gesetzlicher Mindestlohn, Beschäftigung, Renten, Wachstum, Globalisierung – in allen ihren Beiträgen beriefen sich die drei Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur zwar auf das „Projekt“ der Sozialisten zur Wahl im kommenden Jahr. Doch jeder setzte die Akzente anders. Fabius hat den „Kampf gegen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten“ auf seine Fahne geschrieben. Strauss-Kahn bekennt sich zu einer „modernen Sozialdemokratie“. Und dazwischen Royal, die aus ihrer Erfahrung als Präsidentin des Regionalrats Poitou-Charentes für eine breite Mitwirkung der Bürger eintritt.

Streckenweise wirkte Royal, als ob sie sich bei dieser Debatte gegenüber zwei früheren Fachministern unsicher fühlte. Die Zeitung „Le Parisien“ rief am Mittwoch Strauss-Kahn zum Sieger aus. Eine Blitzumfrage bei Lesern der Zeitung „Libération“ ergab hingegen ein Unentschieden.

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