zum Hauptinhalt
Gleich nochmal - Aufnahme aus der Regie des Fernsehduells.

© Sebastian Kahnert/Reuters

TV-Duell: Gleich noch einmal!

Das Duell ist zum Duett geworden. Gerade deshalb muss es eine zweite Runde geben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Waren das noch Zeiten, damals, vor Jahrzehnten im Westfernsehen. Da debattierten – ja, wirklich – Helmut Schmidt, Hans–Dietrich Genscher, Franz Josef Strauß und Helmut Kohl. Wie die einander angingen, politisch und persönlich! Gut, die Anwürfe und die Animositäten, die muss keiner wiederholen wollen. Man muss es ja auch nicht gleich so machen wie in anderen Ländern, in den USA oder Frankreich. Aber das Format, das kann man wieder holen. Denn das „Duell“ ist in dieser Form überholt.

Die vier Moderatoren waren nicht in Form

Das Duell wurde zum Duett, und das lag auch an den vier Fragestellern, die nicht wirklich in Form waren: Was da außenpolitisch alles durchging, ohne befragt und nachgefragt zu werden. Eine Flüchtlings- und Einwanderungspolitik à la Australien? Du lieber Himmel: Australien – Abschottung total? Oder eine Anti-USA-Politik mit Mexiko, Kanada, der inneramerikanischen Opposition: wie, was, warum? Oder Europa, das in der Krise ist. Auch keine Frage dazu, warum Martin Schulz die Gespräche mit der Türkei abbrechen will, wo er doch immer für den EU-Beitritt der Türkei war. Und Merkel genau andersherum. Verkehrte Welt, keine Frage. Ach ja: Für eine Suspendierung von Verhandlungen bräuchte es in der EU keine Einstimmigkeit. Aber das nur am Rande.

Die Wähler hätte es verdient: Das Duell sollte eine zweite Runde haben

Also, ein anderes Format muss her, wo sie untereinander mehr aneinander geraten – oder ein zweites Duell, jetzt und überhaupt. Da ist so viel an Themen liegen geblieben, es würde sich lohnen. Bildung, Wohnungsnot, Gerechtigkeit. Angela Merkel hat in ihrem Schlusswort zurecht darauf hingewiesen. Gut, das kann sie haben, vor dieser Wahl. Dann kann man auch besser sehen, wie und ob sich die Wirkung dieser Sendungen entfaltet. Und sei es in den eigenen Reihen.

Dass der Herausforderer alle gewinnt, glaubt ja sowieso niemand. Aber ob er die SPD und ihre Sympathisanten hinter sich schart, für die Partei und ihre Themen alles zu geben – das wäre schon spannend. Und würde den Wahlkampf noch einmal viel spannender machen. Die Quote im Fernsehen zeigt: Interesse ist da, millionenfach.

Außerdem haben es die Wähler verdient.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false