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Dieses Mal schlägt Obama sich besser. Aber auch Romney hält dagegen.

© dpa

TV-Duell: Obama geht in die Offensive, Romney offenbart Mängel

Frischer, kämpferischer, besser gelaunt: Im zweiten TV-Duell macht Präsident Obama seinen Aussetzer wett. Romney dagegen schien sich diesmal nicht recht wohl in seiner Haut zu fühlen.

In der zweiten Debatte zwischen dem Präsidenten und seinem Herausforderer waren alle Scheinwerfer auf Barack Obama gerichtet. Würde er seine Niederlage im ersten Fernsehduell wettmachen? Würde er kämpferischer auftreten? Angriffslustiger? Würden die Millionen Zuschauer einen Präsidenten erleben, der deutlich demonstriert, dass er weitermachen will und Lust an einer zweiten Amtszeit hat?

Vor zwei Wochen wirkte Obama mürrisch, gelangweilt, manchmal gar amtsmüde. Sein Kontrahent Mitt Romney hingegen war munter, aufmerksam und weit besser vorbereitet. Er war der klare Sieger in einer Fernsehgesellschaft, die auf Mimik und Gestik achtet. Hätte man nur den Redetext gelesen, wäre wahrscheinlich ein Unentschieden dabei herausgekommen.

Doch diesmal kann man bilanzieren: Vorteil Obama! Die Erleichterung im Lager der Demokraten war sofort zu spüren. Noch bevor die Debatte überhaupt zu Ende war, kam Obamas Kampagnensprecherin Jan Psaki gut gelaunt ins Pressezentrum herunter und erzählte, in ihrem Kreis habe man die vergangenen 90 Minuten immer wieder gejubelt.

Beim letzten Mal hatte das Ehepaar Obama die Bühne schnell verlassen. Jetzt schüttelten sie viele Minuten lang Hände. Ein fröhlicher Obama plauderte und plauderte, ließ sich mit Zuhörern fotografieren und schien sich nicht mehr trennen zu wollen. Unermüdlich verkündeten Obamas Sprecher, wie gut der Präsident diesmal gewesen war. Das gehört zu ihrem Geschäft. Aber wer sich umsah, muss eingestehen, dass die Republikaner diesmal lange Gesichter machten.

Mitt Romney hat nicht so bitter verloren, wie vor kurzem der Präsident. Doch diesmal war Obama frischer, konzentrierter und besser gelaunt. Er argumentierte präziser als sein Gegner und zielte unbarmherzig auf Romneys wunde Stellen. Ob Kohlekraft oder Einwanderung, Steuernachlässe oder Gesundheitsreform, hartnäckig trug Obama vor, wo der ehemalige Gouverneur von Massachusetts seine Meinungen geändert hat. "Ich", sagte der Präsident, "versuche geradlinig und konsequent zu sein."

Romney dagegen schien sich diesmal nicht recht wohl in seiner Haut zu fühlen. Manche Fragen der Zuschauer beantwortete er nicht, weil er lieber einen anderen Punkt machen wollte. Unwirsch argumentierte er mit der Moderatorin oder wies den Präsidenten uncharmant zurecht: "Jetzt spreche ich, Sie bekommen noch Ihre Zeit!" Sein politischer Plan blieb im Ungefähren. Weder sagte er, wo genau er den Staatshaushalt zusammenstreichen will. Noch führte er verständlich aus, was er anders machen will. Seine Botschaft ließ sich in einem Satz zusammenfassen: Wählt mich – und das allein macht den Unterschied!

Wird der Debattenausgang für den Präsidenten seine Chancen auf einen Wahlsieg rasant vergrößern. Wohl kaum. Wie die Wähler nach dem ersten Duell einen neuen Blick auf Romney geworfen haben, so werden sie das jetzt mit Obama tun. Der Präsident kann kurz aufatmen, ausruhen kann er sich nicht.

Es bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im September sah es kurz so aus, als werde Obama seinem Gegner davonrennen, in fast allen Umfragen lag er plötzlich um fünf bis sieben Prozent vor seinem Herausforderer. Doch das war die Ausnahmesituation nach den Parteitagen, die für die Demokraten besser liefen als für die Republikaner. Doch jetzt ist man wieder dort angekommen, wo man im Sommer stand.

Obama muss um das Vertrauen der Amerikaner kämpfen. Das Land guckt zwar wieder etwas optimistischer in die Zukunft, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Löhne steigen leicht. Doch die Arbeitslosenquote liegt noch immer bei knapp acht Prozent. Kaum ein Präsident wurde mit einer derartigen Bilanz wiedergewählt. Außerdem: Mitt Romney hat an Statur gewonnen, er ist ein stärkerer Gegner geworden. In wirtschaftlich schweren Zeiten traut man eher einem Geschäftsmann zu, den Laden wieder in Schwung zu bringen.

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