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Der britische Premier David Cameron, hier mit der Vorsitzenden der schottischen Nationalpartei, Nicola Sturgeon, ließ alle Kritik an seiner Amtsführung abprallen.

© dpa

TV-Duell vor Großbritannien-Wahl: David Cameron verteidigt Vorsprung vor Ed Miliband

Die Spitzenkandidaten David Cameron und Ed Miliband lieferten sich eine leidenschaftliche TV-Debatte. Umfragen danach zeigen: Die Wahl der Briten dürfte sehr knapp ausgehen. Und einen neuen Star gibt es auch - aus Schottland.

Großbritanniens Premier David Cameron hat es unbeschadet überstanden. Die Fernsehdebatte der sieben Parteichefs vor der Unterhauswahl am 7. Mai war für ihn eine gefährliche Hürde: Er musste fünf Jahre Amtszeit verteidigen, wurde von allen Seiten attackiert und für jeden Missstand im Land verantwortlich gemacht. Sogar sein Koalitionspartner Nick Clegg von den Liberaldemokraten ging in der Diskussion gegen die „exzessiven Sparpläne“ der Tories in die Offensive. Es war die einzige Fernsehdebatte vor der Wahl, in der der konservative Cameron und sein Herausforderer Ed Miliband von der sozialdemokratischen Labour-Partei direkt aufeinandertrafen.

Cameron verzog kaum eine Miene und ließ alle Attacken an sich ablaufen. „Er war der unsichtbare Mann“, kritisierte die Labour-Politikerin Yvette Cooper später. Das Los hatte für ihn den Platz ganz rechts auf der Bühne bestimmt. Von dort verfolgte er temperamentvolle Auseinandersetzungen über Sparen, das Gesundheitssystem, Immigration, Wohnungsnot und Studiengebühren gelegentlich fast teilnahmslos, nur um mitunter scharf zurückzuschlagen. Bei der Debatte um den Sparkurs hielt er zornig einen Zettel hoch – die Notiz, die Labour 2010 im Schatzamt hinterlassen hatte: „Es ist kein Geld mehr da.“ Die Würde und Verantwortung des Amtes waren ihm wichtiger, als in der Debatte zu punkten. „Ich war fünf Jahre lang ihr Premier“, wandte er sich zum Schluss an die Zuschauer, „und die ganze Zeit über hatte ich eine Aufgabe vor allen anderen im Kopf, unsere Wirtschaft herumzudrehen, das Land wieder an die Arbeit zu bringen und den Schlamassel zu bereinigen, den man uns hinterlassen hat.“

40 Prozent für David Cameron, 28 für Ed Miliband

Vier Meinungsforschungsinstitute hatten vier verschiedene Bewertungen des Debattenverlaufs abgegeben. Entscheidend: Labour-Chef Ed Miliband konnte die Autoritätslücke nicht schließen, die ihn von Cameron trennt. In einer Umfrage von ComRes fanden 40 Prozent Cameron auch nach der Debatte „am geeignetsten, das Land zu führen“. Miliband kam auf nur 28 Prozent.

Noch schlimmer für Miliband im Rennen um die Macht in der Downing Street 10: In einem gewandten Auftritt attackierte ihn die schottische Nationalistenchefin Nicola Sturgeon von links. In himbeerroter Kostümjacke stahl sie sogar Ukip-Chef Nigel Farage die Show mit klaren Attacken auf die Sparpolitik, die Finanzknappheit im Gesundheitsdienst, die Studiengebühren. „Großbritanniens knappe Ressourcen sollten in Kinder investiert werden, nicht Atomwaffen“, forderte sie und ließ Miliband unentschlossen und halbherzig aussehen. „Warum hat Labour für 30 Milliarden Pfund Einsparungen gestimmt“, griff sie ihn an. Englische Wähler beruhigte sie mit einer „Botschaft der Freundschaft“. Die SNP werde einer Labour-Minderheitsregierung „Mut“ für eine sozialere Politik mit steigenden Ausgaben machen.

Die Tories publizierten nach der Fernsehdebatte eine neue Version eines Posters, das Miliband in der Brusttasche von Sturgeons rotem Kostüm zeigt. Die SNP konterte mit einer anderen Version: Dabei sitzen Miliband, Cameron und Clegg im Täschchen der SNP-Chefin, darüber der Schriftzug: „Wir brauchen eine größere Tasche.“ Kommentatoren vertraten am Freitag die Ansicht, der Auftritt von Sturgeon könnte englischen Wählern die Aussicht auf eine von der SNP unterstützte Labour-Regierung schmackhafter gemacht haben.

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