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TV-Duell: Vorteil McCain in der ersten Runde

Barack Obama und John McCain trafen in einer kalifornischen Kirche aufeinander. Nicht etwa, um zu beten, sondern um ihr erstes TV-Duell zu absolvieren. Ein Pfarrer stellte den beiden Fragen zu Glaubensdingen. Obama wirkte professoraler, McCain gab griffigere Antworten.

Der erste Vergleich in der Hauptrunde des Wahlkampfs um das Weiße Haus ging an John McCain. Nur drei gemeinsame Fernsehdiskussionen mit Barack Obama werden noch folgen. Deshalb blickte Amerika am Samstagabend nach Kalifornien, wo Rick Warren, der derzeit prominenteste Pfarrer der USA, sie nacheinander für je eine Stunde zu Glaubensdingen befragte. Gibt es das Böse, und wie gehen wir damit um? Wann beginnt menschliches Leben, und wie stehen die beiden zur Abtreibung?

Obama war als erster dran, so hatte das Los entschieden. McCain wartete in einem Nebenraum, wo er das Gespräch nicht verfolgen konnte, damit er keinen Vorteil hat. Er gab dennoch die erfolgreicheren Antworten, jedenfalls für dieses Publikum. Er riss mehr Witze. Und seine Aussagen kamen wie aus der Pistole geschossen, manchmal fast kurzatmig. Da schien ein Mann aus Überzeugung zu sprechen. Obama gab meist differenziertere und längere Antworten, er wirkte nachdenklicher, aber auch professoraler.

Das Böse möchte Obama „bekämpfen, soweit es in unserer Macht steht“. McCain begann seine Antwort, noch ehe Warren die Frage beendet hatte: „Besiegen! Wir müssen es besiegen!“ Er nannte Al Qaidas Angriff auf Amerika als Beispiel für das Böse – Obama hatte das versäumt – und versprach, er werde „Osama bin Laden ergreifen, und wenn ich dafür bis an die Pforten der Hölle gehen muss“.

Das Leben eines Embryo und damit auch dessen Grundrechte beginnen für McCain „mit der Empfängnis“, punktum. Obama sagte, es sei für ihn „zu schwierig, einen exakten Zeitpunkt zu benennen“, und sprach dann über die Gewissensnöte von Frauen, die eine Abtreibung erwägen. Beide gaben die selbe Definition der Ehe: „die Verbindung eines Mannes und einer Frau“ – aber auch da wollte Obama noch etwas anfügen: Homosexuelle Lebensgemeinschaft sollten einen zivilrechtlichen Partnervertrag mit ähnlichen Rechten schließen dürfen. Er muss eine breitere Koalition potenzieller Wähler ansprechen. McCain hat es leichter, griffige Kurzantworten zu geben – und bekam mehr Beifall.

Vor der Debatte hatten viele Beobachter eher Vorteile für Obama erwartet. Er spricht gerne öffentlich über seinen Glauben und betont, auch Wähler der Demokraten seien mehrheitlich religiös. Fast drei Viertel aller Amerikaner sagen, sie besuchen regelmäßig Gottesdienste. Von McCain hieß es, er habe mehr Distanz zur Kirche und in jedem Fall zu den Pfarrern der religiösen Rechten, die George W. Bush 2000 und 2004 unterstützt hatten. Im Wahlkampf 2008 geben eher moderate Prediger wie Rick Warren den Ton an.

Bei den Wahlkampfspenden hat Obama dagegen die Nase vorn. Er erhielt 51 Millionen Dollar im Juli. McCain verbuchte 27 Millionen Dollar. Allerdings kann der auf stärkere finanzielle Unterstützung durch seine Partei zählen. Die Parteikassen der Republikaner sind voller als die der Demokraten.

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