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Spitzenkandidaten. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (links) und Luxemburgs Ex-Ministerpräsident Jean-Claude Juncker zusammen mit den Moderatoren, dem ZDF-Chefredakteur Peter Frey und der österreichischen Fernsehjournalistin Ingrid Thurnher.

© Reuters

TV-Duell zwischen Juncker und Schulz: Ein bisschen Wahlkampf

Beim TV-Duell der beiden Spitzenkandidaten für die Europawahl, Jean-Claude Juncker und Martin Schulz, musste man schon genau hinschauen, um die Unterschiede zwischen den beiden Anwärtern zu erkennen. Immerhin: Etwas Streit gab es dann schon.

Wer wird „Europe’s next Top-Man“? Am Ende des TV-Duells zwischen dem EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz und dem ehemaligen luxemburgischen Regierungschef Jean-Claude Juncker war man nicht unbedingt schlauer als vorher. Zwar haben Schulz und Juncker beim TV-Duell zur Europawahl im ZDF alles gegeben und sind auch aus sich herausgekommen, wie es ja auch Heidi Klum immer von ihren Kandidatinnen verlangt. Das ZDF-Duell, das sich am Donnerstagabend der Konkurrenz mit dem Topmodel-Finale von Pro 7 erwehren musste, hatte allerdings ein Problem: In vielen Fragen der EU-Politik sind der SPD-Mann Schulz und der Konservative Juncker einer Meinung. Echter Streit flackerte nur gelegentlich auf.
Immerhin stellte das Duell eine Premiere dar. Zum ersten Mal trafen hier im deutschsprachigen Fernsehen vor einer Europawahl zwei europäische Spitzenpolitiker aufeinander, die beide EU-Kommissionschef werden wollen. Nur war die Themenliste, die ZDF-Chefredakteur Peter Frey und die österreichische Fernsehjournalistin Ingrid Thurnher bei der Stehtisch-Debatte abarbeiteten, ziemlich überbordend. Sie reichte von der Ukraine über die Not der Griechen bis zu den Chlorhühnern, die zur Chiffre für das umstrittene Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA geworden sind.
Gelegentlich wurde die Diskussion auch etwas kleinteilig. Als Schulz anfing, über die Durchführungsbestimmungen zur Ökodesign-Richtlinie zum Wassersparen (für die er nicht verantwortlich sei) zu sprechen, hat sich möglicherweise der eine oder andere Zuschauer verabschiedet.

Vor der Sendung hatte Frey angekündigt, man wolle versuchen, die Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten herauszuarbeiten. Damit konnten ihm Juncker und Schulz nicht immer dienen. Eine diplomatische Lösung der Ukraine-Krise? Beide sind dafür. Die Besteuerung von Unternehmen in den Ländern, in denen sie auch ihre Gewinne erwirtschaften? Das wollen beide Anwärter auf den europäischen Spitzenposten. „Ich verstehe Wahlkampf nicht als das Organisieren von Massenschlägerei ohne Grund“, sagte Juncker.

Ein bisschen Rauflust ließ Schulz dann doch aufblitzen. Als der Luxemburger Juncker sich für einen Steuerwettbewerb unter den EU-Staaten aussprach, erntete er den energischen Widerspruch des Gegenkandidaten. Ein solcher Wettbewerb nütze letztlich nur „den großen Kapitalbesitzern“, gab Schulz zurück. Da fühlte man sich fast wie im Wahlkampf.

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