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US-Präsident Donald Trump mit seiner Frau Malania.

© imago/UPI Photo

Twitter-Attacke gegen Journalistin: Anhänger sehen über Ausfälle des US-Präsidenten hinweg

Donald Trump wirft sich in die Pose des Kämpfers gegen das Establishment - seine Fans finden die Ausfälle gegen Mika Brzezinski gut.

„Schwein“, „von der Rolle“, „bösartig“, „geisteskrank“: Aus vielen Reaktionen auf die jüngste Schimpftirade von US-Präsident Donald Trump auf die prominente Journalistin Mika Brzezinski spricht der Schock über das rüpelhafte Verhalten des Mannes im Weißen Haus. Selbst führende Politiker aus Trumps republikanischer Partei kritisieren die Ausfälle des Präsidenten. Doch der Proteststurm in Washington lässt eine wichtige Gruppe weitgehend kalt: Trumps Anhängerschaft hat kein Problem mit den Verbalattacken des Präsidenten – und sieht ihn nicht als Täter, sondern als Opfer und „Kämpfer“.

Brzezinski und ihr Verlobter Joe Scarborough sind Moderatoren der Sendung „Morning Joe“ im Frühstücksfernsehen des Senders MSNBC und als Trump-Gegner bekannt. Dabei hatten sie beide lange ein recht gutes Verhältnis zu dem Immobilienunternehmer und Fernsehstar, der im vergangenen Jahr zum Entsetzen der amerikanischen Liberalen zum Präsidenten gewählt wurde.

Trumps Kommentare entfesselten eine Welle der Kritik

Inzwischen zählt „Morning Joe“ für Trump zum Lager seiner Gegner. In zwei selbst für seine Verhältnisse rüden Twitter-Kommentaren nannte er Brzezsinski eine Frau mit „niedrigem IQ“, deren Sendung mit dem „Verrückten“ Scarborough immer mehr Zuschauer verliere. Die beiden hätten ihn um die Neujahrstage in seinem Feriensitz in Florida besuchen wollen, doch Brzezinski habe nach einem Besuch beim Schönheitschirurgen stark geblutet. „Ich sagte Nein!“

Trumps Kommentare entfesselten eine Welle der Kritik, bei der unter anderem an die frauenfeindlichen Äußerungen Trumps erinnert wurde, die während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr bekannt geworden waren. Dre heutige Präsident hatte damit geprahlt, als bekannter Fernsehstar ungestraft fremden Frauen zwischen die Beine greifen zu können.

Auch damals war die Entrüstung groß – doch bei der Wahl im November stimmten trotzdem 42 Prozent der Amerikanerinnen für Trump; bei den weißen Frauen gewann er mit 53 Prozent sogar eine Mehrheit für sich, obwohl die Demokraten mit Hillary Clinton erstmals eine Frau ins Rennen um das Präsidentenamt geschickt hatten.

Trump muss keine Konsequenzen befürchten

Nach den Brzezinski-Tweets muss Trump deshalb nicht unbedingt Konsequenzen befürchten. Die republikanischen Mehrheitsfraktionen im Senat und im Repräsentantenhaus mögen zwar den Stil des Präsidenten kritisieren, lassen bisher aber nicht erkennen, dass sie ihm deshalb die Gefolgschaft verweigern wollen.

Auf seine Kernanhängerschaft außerhalb von Washington kann sich Trump ohnehin verlassen: Mit der politischen Distanz amerikanischer Wähler zu den liberalen Eliten an der Ost- und Westküste der USA wächst die Zustimmung zum Präsidenten. Trumps öffentliche Frauenfeindlichkeit ist bei diesen Wählern sogar ein Plus. Zwei von drei Amerikanern ohne Hochschulabschluss haben Trump gewählt. Diese Wählerschicht erwartet von Trump, dass er Arbeitsplätze schafft und es „denen da oben“ mal richtig zeigt – der Begriff der „Schneeflocke“ für linksgerichtete Sensibelchen ist bei ihnen in aller Munde.

Frauenfeindliche Äußerungen fallen für diese Wähler kaum ins Gewicht, im Gegenteil: Viele weiße, konservative Männer ohne höhere Bildung fühlen sich von erfolgreichen Frauen in ihrer gesellschaftlichen Stellung bedroht. Wenn Trump auf eine Vertreterin dieser Klasse einprügelt, wird das von ihnen begrüßt, nicht verurteilt. Von einer „giftigen Subkultur der Frauenfeindlichkeit“ ist in der „New York Times“ die Rede.

Rechtskonservative Leser verteidigen US-Präsidenten

Sollten die Medien nach der Brzezinski-Aufregung eine politische Schwächung von Trump erwarten, „dann haben sie die vergangenen Jahre verschlafen“, schrieb der konservative Kommentator Ben Shapiro deshalb auf Twitter. Leser rechtskonservativer Nachrichten-Websites wie Breitbart verteidigen Trump in ihren Zuschriften. Der Präsident habe sich lediglich gegen die ständigen Angriffe von Brzezsinski und Scraborough gewehrt, lautet das Hauptargument.

Ähnlich äußerten sich Trumps Frau Melania – die sich als First Lady ausgerechnet dem Kampf gegen das Cyber-Bullying widmen will – und Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders. Trump sei „ein Kämpfer“, der sich wehre, wenn er angegriffen werde, sagte Sanders. Das ist exakt das Bild von Trump, das die Regierung verbreiten will: ein Präsident, der als Vertreter der aufrechten Amerikaner gegen die übermächtige linksliberale Lobby in den Medien und in der Bürokratie kämpft. Trumps Angriff auf Brzezinski dürfte nicht der letzte seiner Art gewesen sein.

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