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Politik: Über das Klima entscheiden die Städte Experten: Metropolen als Gefahr und Chance

Berlin - Beim Klimawandel sind sie Problem und Lösung in einem: die wachsenden Städte der Welt. Insgesamt erstrecken sie sich über nur zwei Prozent der Erdoberfläche, aber sie verbrauchen mehr als 80 Prozent von deren Ressourcen.

Berlin - Beim Klimawandel sind sie Problem und Lösung in einem: die wachsenden Städte der Welt. Insgesamt erstrecken sie sich über nur zwei Prozent der Erdoberfläche, aber sie verbrauchen mehr als 80 Prozent von deren Ressourcen. Sie fressen Energie, pusten CO2 in die Luft, verbrauchen Unmengen von Wasser, wobei Letzteres Experten als das drängendste Problem sehen. Und der Trend geht weiter: 2006 lebten mit mehr als drei Milliarden zum ersten Mal mehr Menschen in „urbanen Ballungsräumen“ als auf dem Land, berichtet das unabhängige US-Forschungsinstitut Worldwatch in seinem neuesten Bericht „Zur Lage der Welt“. Bis 2050 sollen es aufgrund weiter fortschreitender Industrialisierung und Entwicklung hin zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft sechs Milliarden sein, bis dahin etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung.

Laut UN erwirtschaften die entwickelten Länder schon über 80 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in solchen Ballungsräumen. Durch dort akkumuliertes Wissen sind sie zugleich die Orte, wo neue Techniken zum Energiesparen entwickelt und umgesetzt werden können. „Wenn wir in den Städten nicht handeln“, so die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) bei der Vorstellung der deutschen Fassung des Worldwatch-Berichts am Donnerstag durch Germanwatch und Heinrich-Böll-Stiftung, brächten alle Regierungsbeschlüsse und UN-Berichte nichts.

Und Städte können mehr tun, als Länderregierungen vorgeben. Dieckmann, auch Vorsitzende des Weltbürgermeisterrates zum Klimawandel, verweist auf den Verbund hunderter US-Bürgermeister, die weiterreichende Beschlüsse zum CO2-Ausstoß für ihre Kommunen durchsetzen wollen als die Regierung in Washington, die nicht einmal das Kyoto-Protokoll anerkennt. Ihr Freiburger Amtskollege Dieter Salomon (Grüne) sagt aber, dass Kommunen zwar beispielsweise bei der Verkehrspolitik viel tun können, doch bei Fragen wie der Energiegewinnung müssten Berlin und Brüssel die Weichen stellen. Der Worldwatch-Bericht zeigt anhand von Beispielen wie Lagos oder Melbourne, wie Kommunen versuchen, Energie- und Transportprobleme anzugehen. Doch auch die deutsche Provinz ist Vorbild. Der Bürgermeister von Südkoreas Millionenstadt Seoul hatte für seine erste Auslandsreise Freiburg ausgewählt, erzählt Salomon. Um sich über Umweltfragen zu informieren.

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