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Politik: Überall gegen den Westen

Der Anschlag in Saudi-Arabien: Beginnt nun der Guerilla-Krieg, den Al Qaida angekündigt hat?

Ausländer leben in Saudi-Arabien zunehmend gefährlich. Mit den Angriffen in einem Wohnviertel im Osten des Landes am Samstag setzt sich eine Serie von Terroranschlägen fort, die in den letzten 12 Monaten mehr als 65 Menschen das Leben gekostet hat. Bei dem jüngsten Anschlag in Al Chobar wurden mindestens 16 Menschen getötet. Am 21. April wurde der Sitz der saudischen Sicherheitskräfte in Riad Ziel eines Anschlags. Bei einer Schießerei in einer Ölraffinerie im Hafen von Yanbu wurden am 1. Mai sechs westliche Ausländer getötet. Ein Deutscher wurde vor einer Woche auf offener Straße in Riad erschossen. Im Jahr 2003 waren zwei Wohnanlagen, in denen hauptsächlich Ausländer wohnen, Ziel von Autobomben. Diese Anschläge, die anders als in der Vergangenheit nicht mehr westliche Ausländer zum Ziel hatten, leiteten einen Strategiewechsel des saudischen Regimes ein: Seither gehen die Sicherheitskräfte offensiv gegen militante islamistische Kreise vor, jede Woche werden seither Schießereien mit Terroristen gemeldet. Extremistische Prediger wurden entlassen oder zur Weiterbildung abberufen.

Gleichzeitig erstellte das Regime eine Liste der 26 meist gesuchtesten Verdächtigen, von denen bis heute acht getötet oder festgenommen wurden. An der Spitze der Liste steht Abdul Aziz al Mukrin, der als Anführer der saudischen Al-Qaida-Zellen gilt. Erst am Donnerstag war auf islamistischen Seiten im Internet ein angeblicher Aufruf al Mukrins aufgetaucht, in dem er seine Anhänger zum Guerilla-Krieg, zu Entführungen und Bombenanschlägen aufrief. Die Botschaft scheint mehrere Monate alt zu sein, weil sie auf die „vor wenigen Tagen veröffentlichte“ Liste mit Terrorverdächtigen eingeht. Warum die Botschaft erst jetzt veröffentlicht wurde, ist unklar. In der Botschaft fordert al Mukrin seine Anhänger auf, sich in vierteiligen Zellen zu organisieren, die mit „Mafia" und „Schmugglern" zusammenarbeiten sollten, weil diese Erfahrungen hätten. Bereits zuvor hatte al Mukrin den „heiligen Krieg“ in Saudi-Arabien als „Pflicht eines jeden Moslems" bezeichnet.

Extremistische Islamisten lehnen die enge Zusammenarbeit Saudi-Arabiens mit den USA sowie die Präsenz von Ausländern auf dem Boden des Landes, das die beiden heiligsten islamischen Stätten umfasst, ab. Die USA haben bereits den Großteil ihrer Truppen nach Qatar verlegt. Damit ist die Erdölindustrie, in der Tausende westlicher Ausländer arbeiten, nun ein neues, vorrangiges Ziel der Terroristen.

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