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Politik: Überflieger oder Luftnummer?

Der Eurofighter hat erste Tests absolviert – die Piloten sind begeistert, die Kritiker sehen sich bestätigt

In einer steilen Kurve donnert das Prunkstück der deutschen Luftwaffe in den grauen Himmel über dem Fliegerhorst Laage bei Rostock. Hightech im Wert von 85,7 Millionen Euro, eines der am heftigsten kritisierten Rüstungsprojekte Deutschlands: der Eurofighter. Zu teuer und zu anfällig, warnten Experten. Der Bundesrechnungshof listete Ende 2003 gleich 15 Kritikpunkte auf und äußerte Bedenken an der Leistungsfähigkeit des Jets, von demdie Bundeswehr bis zum Jahr 2015 in drei Tranchen insgesamt 180 Maschinen bekommen soll. Gesamtpreis der Basisversion: 15,4 Milliarden Euro.

In Laage beim Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“ werden seit April die ersten sechs zweisitzigen Maschinen getestet. Prompt gab es Berichte, der Eurofighter habe mit technischen Problemen zu kämpfen, die Maschinen seien praktisch flugunfähig, der Ersatzteilbedarf sei größer als prognostiziert und deren Beschaffung dauere zu lange. Konsequenz: Die sechs Maschinen waren in den vergangenen sechs Monaten insgesamt 150 Stunden in der Luft – „nur“ wie die Kritiker sagen. „Immerhin“, sagen die testenden Piloten.

Ihr Kommodore, Oberst Günter Katz, klingt wie ein Vertreter des Jet-Herstellers EADS, wenn er die Erfahrungen der Piloten beschreibt. „Es gibt keine signifikanten Mängel und keine grundsätzlichen Probleme.“ Es sei falsch, dem Eurofighter mangelnde Leistungsfähigkeit zu unterstellen. Im Gegenteil. Die Maschinen seien einfach zu fliegen, hoch agil und leistungsfähig. Die Piloten seien begeistert. Im Vergleich zu Phantoms und Tornados sowie den von der NVA übernommenen MIG29 sei es ein Generationensprung.

Katz räumt ein, zu Beginn der Testphase sei es nicht rund gelaufen. „Aber das kann man bei der Einführung eines so komplexen Waffensystems nicht erwarten.“ Und die im Vergleich zu den Briten sehr geringe Zahl der Flugstunden? „Die Qualität ist entscheidend, nicht die Quantität“, sagt Katz. Zudem seien inzwischen immer zwei Drittel der Maschinen flugbereit. „Das ist ein guter Wert. Mehr erreichen sie in Geschwadern mit anderen Maschinentypen auch nicht.“

Rückendeckung erhält Katz vom Inspekteur der Luftwaffe, Klaus Peter Stieglitz. Andere Nationen wie die Briten, sagt der Generalleutnant, bildeten mit erheblicher Unterstützung der Industrie aus. Das biete „natürlich auch beim Zugriff auf Ersatzteile einen erheblichen Vorteil“.

Alle Probleme zusammen machten es aber nötig, den für diesen Herbst geplanten Beginn der Pilotenausbildung auf Anfang 2005 zu verschieben. Wann die ersten Eurofighter einsatzbereit sein werden, darauf wollen sich die Militärs nicht festlegen. Abgesehen von nötigen Umrüstungen der Maschinen für bestimmte Anforderungen – zum Beispiel als Jagdbomber – benötigten die Piloten für Auslandseinsätze bei Nato-Operationen mehr Erfahrung. Als Abfangjäger in Alarmrotten im deutschen Luftraum könnten sie dagegen viel schneller eingesetzt werden.

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