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Politik: Übergangskandidat für den Parteivorsitz? Der Polit-Senior mit Kampfgeist - Bernhard Vogel

"Diesem dringlichen Appell konnte ich mich schwer entziehen." So hat Bernhard Vogel seinen Wechsel Anfang 1992 aus dem Rheinland nach Erfurt kommentiert.

Von Matthias Meisner

"Diesem dringlichen Appell konnte ich mich schwer entziehen." So hat Bernhard Vogel seinen Wechsel Anfang 1992 aus dem Rheinland nach Erfurt kommentiert. Die Thüringer CDU war in Not, der glücklose Ministerpräsident Josef Duchac stolperte gerade über seine Vergangenheit als Blockpartei-Funktionär. Und gerade zum Zeitpunkt, als Vogel sich nach zwölf Jahren als Regierungschef in Rheinland-Pfalz hätte zur Ruhe setzen können, rief Helmut Kohl an und sagte, dass die Partei ihn brauche .

Braucht die Partei jetzt, acht Jahre später, Vogel noch einmal? Seit Wochen geistern die Gerüchte durch die politische Landschaft, der 67-Jährige könnte der Bundes-CDU als Übergangsvorsitzender zur Verfügung stehen. Es ist nicht abwegig, dass viele dieser Spekulationen ihren Ursprung in Erfurt selbst haben. Thüringens CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke sprach zu Jahresanfang von Vogel als "Krisenmanager". Als der seit 1999 einer CDU-Alleinregierung vorstehende Ministerpräsident in der Nacht zum Mittwoch, gerade eingetroffen bei einer CDU-Krisensitzung in Berlin, nach seinen Ambitionen gefragt wird, wiegelt er vieldeutig ab: "Diese Frage stellt sich nicht. Zur Stunde ist Wolfgang Schäuble Vorsitzender."

Tatsächlich spricht manches dafür, dass Vogel ein, zwei Jahre vorübergehend der CDU vorsteht: Ihm würde es einen früheren Abgang als Regierungschef ohne Gesichtsverlust ermöglichen, obwohl er den Thüringern doch vor der Landtagswahl 1999 die ganze fünfjährige Legislaturperiode versprochen hatte. Und für die Partei wäre es interessant, dass einer noch einmal Taktik und Kampfgeist zeigt - wie weiland 1992, als die thüringischen Landtagsabgeordneten so untereinander zerstritten waren, dass Vogel sie "Chaostruppe" nannte.

Präsidial wirkt der Junggeselle Vogel gern, und in Umfragen ist er derzeit nach Kurt Biedenkopf der glaubwürdigste CDU-Politiker. Sein Bruder, der SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel, hat ihm eines voraus: Der war schon mal Parteichef.

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