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Übergriffe: Nigeria: Christen auf der Flucht

Im Norden Nigerias hat die Islamistengruppe Boko Haram wieder Kirchen angegriffen. Zahlreiche Menschen sind getötet worden.

Bei Angriffen von Kämpfern der radikalislamischen Sekte Boko Haram auf Christen und Sicherheitskräfte sind im muslimisch dominierten Norden Nigerias zahlreiche Menschen getötet worden. Die jüngsten Anschläge in der Nacht zum Samstag richteten sich nach offiziellen Angaben gegen Sicherheitskräfte in der Stadt Potiskum sowie gegen eine Kirche in der Stadt Yola in zwei nordöstlichen Bundesstaaten.

In Potiskum lieferten sich Boko-Haram-Kämpfer heftige Gefechte mit Sicherheitskräften. Dabei habe es mehrere Tote und Verletzte gegeben, sagte ein Polizeivertreter. Wie Augenzeugen sagten, flohen hunderte Menschen aus den Wohnvierteln rund um das umkämpfte Polizeipräsidium der Stadt. Am Samstag bezogen dort Dutzende Soldaten Stellung. Es waren weiterhin Schüsse zu hören. Wie ein Anwohner sagte, kamen die geflohenen Bewohner der umliegenden Viertel zunächst bei Verwandten oder Freunden unter. Ein weiterer Anwohner sagte, die Menschen hätten Angst vor der Polizei. In Maiduguri, wo die Boko-Haram-Bewegung ihren Anfang nahm, sollen Polizisten nach Boko-Haram-Angriffen Häuser angezündet und der Komplizenschaft bezichtigte Bewohner getötet haben.

Bei dem Angriff auf eine Kirche in Yola im Bundesstaat Adamawa wurden nach übereinstimmenden Angaben zehn Menschen getötet. Ein Anwohner sagte, Ziel sei eine christlich-apostolische Kirche im Stadtzentrum gewesen. Yola ist die Hauptstadt Adamawas. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich Boko Haram.

Seit Donnerstagabend wurden im Norden Nigerias etwa 30 Christen getötet. Der folgenschwerste Boko-Haram-Überfall ereignete sich am Freitag in der ebenfalls in Adamawa gelegenen Stadt Mubi. Nach Angaben von Bewohnern stürmten Kämpfer dort ein Haus, in dem sich Trauergäste des Igbo-Volkes, das vor allem im Süden des Landes lebt und christlichen Glaubens ist, versammelt hatten. Diese nahmen Abschied von einem von fünf Opfern, die am Vortag gestorben waren. Die Igbo im Norden sind häufig Ladenbesitzer. Doch nun haben viele Händler ihre Läden geschlossen und denken über eine Flucht in den Süden des Landes nach, berichtete der britische Sender BBC.

Am Donnerstagabend hatten Bewaffnete während eines Gottesdiensts eine Kirche in Gombe gestürmt und sechs Menschen erschossen sowie zehn weitere verletzt. An den Weihnachtsfeiertagen waren bei mehreren Anschlägen auf Christen mindestens 49 Menschen getötet worden. Zuletzt hatte Boko Haram die Christen im Norden Nigerias aufgefordert, binnen drei Tagen die Region zu verlassen. Einen Tag vor Ablauf des Ultimatums am Sonntag verhängte Präsident Goodluck Jonathan über Teile von vier von der Gewalt betroffenen Bundesstaaten den Ausnahmezustand. Gleichzeitig muss sich die Regierung in Abuja mit Massenprotesten gegen die Streichung der Subventionen auf Benzin auseinandersetzen. (AFP/rtr/Tsp)

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