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Erneut Veränderung in der Führungsspitze der Piratenpartei: Der Schatzmeister zieht sich zurück.

© reuters

Überraschende Entscheidung: Schatzmeister der Piratenpartei zieht Kandidatur für Wiederwahl zurück

Blutet die Partei aus? Ein weiteres Führungsmitglied der Piraten zieht sich zurück. Die genannten Gründe klingen bekannt: Auch Rene Brosig, Schatzmeister der Piraten, beklagt sich über zu große Belastung.

Die Piratenpartei verliert weiteres Spitzenpersonal: Schatzmeister Rene Brosig hat überraschend seine Kandidatur für eine Wiederwahl zurückgezogen. Ende April wählen die Piraten auf ihrem Bundesparteitag in Neumünster ihre Führungsspitze neu. Brosig begründet seinen Rückzug mit einer Überlastung durch das Amt. Er habe praktisch keine Regenerationszeiten mehr und befinde sich in einem „Zustand der permanenten Anspannung“.

Brosig schreibt in einer persönlichen Erklärung: „Das Gefühl noch etwas erledigen zu müssen, sich keine Auszeit nehmen zu dürfen, ist seit Monaten mein ständiger Begleiter. Selbst ein Tag Garten- oder Haushaltsarbeit führt zu einem schlechten Gewissen.“ Auch schreibt er: „Eine Nacht ist bei mir heute nach etwa 4-5 Stunden Schlaf zu Ende und freie Wochenenden gibt es praktisch nicht mehr.“ Vor allem fehle es ihm durch diese Belastung an Zeit für Freunde und Familie. Er sei nicht mehr ausgeglichen, reagiere schon bei Kleinigkeiten emotional und gereizt. 

Brosig ist nicht der erste Spitzenpirat, der sich von seinem Amt zurückzieht: Die prominente politische Geschäftsführerin der Partei, Marina Weisband, hatte zu Beginn des Jahres angekündigt, nicht erneut für ein Vorstandsamt kandidieren zu wollen und dies ebenfalls mit Überlastung begründet. Auf dem letzten Landesparteitag der Berliner Piraten zog überraschend Landeschef Gerhard Anger seine Kandidatur zur Wiederwahl zurück. Er sagte damals, er ertrage die „emotionale Belastung“ nicht länger, was unter anderem mit einer Affäre um Erpressungs- und Nötigungsvorwürfe im Landesverband zu tun hatte.

Brosigs Entscheidung rührt aber auch an die Professionalisierungsdebatte, die die Piratenpartei führt und bei der die Bezahlung von Vorstandsämtern ein Thema ist. Im Moment bekommt niemand dafür Geld, dass er im Bundesvorstand der Piraten arbeitet. Sogar Parteichef Sebastian Nerz kann durch sein Engagement für die Piraten nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten. Schatzmeister Brosig schreibt in seiner Erklärung, er müsse seinen Lebensunterhalt verdienen. Daneben habe er nur Zeit entweder für seine Familie oder für ein Vorstandsamt. „Somit werde ich vor die Entscheidung gestellt: Familie oder ein Amt im Bundesvorstand der Piratenpartei. Dabei gewinnen ganz klar meine Frau und meine Freunde.“

Viele Piraten danken Brosig via Twitter für die Arbeit, die er geleistet hat. Der Hashtag #dankerene schaffte es, nachdem die Entscheidung bekannt wurde, vorübergehend in die Deutschlandtrends, also unter die am häufigsten vergebenen Stichwörter.

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