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Umfrage: Deutschlands Ansehen bei Afghanen sinkt

Eine repräsentative Umfrage zeigt: Viele Afghanen bewerten die Arbeit der Isaf-Truppe kritischer als vor einem Jahr. Das bisher positive Deutschlandbild leidet.

Während immer mehr Deutsche dem Afghanistan-Engagement des Westens kritisch gegenüberstehen, blickt scheinbar eine große Mehrheit der Afghanen wieder optimistisch in die Zukunft. 70 Prozent sehen ihr Land laut einer von der ARD, dem US-Sender ABC und der britischen BBC veröffentlichten Umfrage auf dem richtigen Weg. Das ist ein Anstieg um 30 Punkte gegenüber der Untersuchung vor einem Jahr. Ebenso viele Afghanen sind überzeugt, dass es ihnen im nächsten Jahr besser gehen wird. 61 Prozent der Befragten (plus 14 Punkte) glauben, dass es ihre Kinder einmal besser haben werden. Befragt wurden über 1500 Afghanen in allen Provinzen.

Das Ansehen Deutschlands in der afghanischen Bevölkerung hat laut der Umfrage jedoch deutlich abgenommen. In den Einsatzgebieten der Bundeswehr im Norden und Nordosten des Landes ging die Zahl der Menschen mit einem positiven Deutschlandbild um elf Punkte auf 63 Prozent zurück. Die Zahl der Afghanen mit einem negativen Bild stieg um 17 Punkte auf 31 Prozent an. Der stellvertretende WDR-Auslandschef Arnd Henze, der die Umfrage betreute, brachte dies auch mit dem Bombardement der Tanklastzüge in Kundus in Verbindung.  "Deutschland wird zunehmend als ganz normaler Teil der Kriegsrealität wahrgenommen."

40 Prozent der Befragten im Verantwortungsbereich der Bundeswehr gaben an, das Bemühen der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe Isaf, zivile Opfer zu vermeiden, habe abgenommen. Die angespannte Sicherheitslage vor allem in der Provinz Kundus spiegelt sich auch in der Umfrage. Noch vor einem Jahr nannten 72 Prozent in den nordöstlichen Provinzen ihre Sicherheitslage als positiv. Inzwischen sagen das nur noch 43 Prozent. Die Wahrnehmung der Sicherheitslage liegt damit erstmals unter dem Landesdurchschnitt.

Überraschend gut ist die Wahrnehmung der Präsidentschaftswahlen vom August. Drei von vier Afghanen sind nach der Studie mit dem Ergebnis des Urnengangs zufrieden. Präsident Hamid Karsai startet mit breitem Vertrauensvorschuss in seine zweite Amtszeit. Drei von vier Afghanen sagen, Karsai leiste gute Arbeit, und trauen ihm zu, Sicherheit und Stabilität im Lande zu verbessern. Dies überrascht, weil gerade seinem Lager Betrugsvorwürfe angelastet wurden.

Im Konflikt mit den Taliban scheint vorsichtiger Optimismus einzukehren. Sahen vor einem Jahr noch 43 Prozent der Afghanen eine Stärkung der Islamisten, so sank dieser Wert nun auf 30 Prozent. 40 Prozent der Befragten meinen, die Aufständischen seien geschwächt. 41 Prozent der Afghanen glauben, die Taliban könnten besiegt (plus neun Punkte) werden. Unverändert 33 Prozent geben an, sie könnten in eine Verhandlungslösung eingebunden werden. 65 befürworten den Versuch, eine solche herbeizuführen. 60 Prozent unterstützten nach der Umfrage die Verstärkung der Nato-Truppe.

Die Umfragewerte wurden bei ausführlichen Interviews mit fast einhundert Fragen durch das Afghan Center for Socio-Economic and Opinion Research (ACSOR) in Kabul ermittelt. Die Abweichungsungenauigkeit wurde mit drei Prozent angegeben. Henze sagte, weit über 90 Prozent der zufällig ausgewählten Personen habe auch tatsächlich befragt werden können. Nicht erreichbare Personen seien durch ein Zufallsverfahren durch andere Personen mit ähnlichen ethnischen, religiösen und sozialen Merkmalen ersetzt worden.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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