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Umstrittene Gasversorgung: Betreiber halten an Bau von Ostsee-Pipeline fest

Wladimier Putins jüngste Äußerungen über den Sinn einer Ostsee-Gaspipeline bringen die Betreiber nicht aus der Ruhe. Sie wollen weiterbauen, auch wenn die Kosten steigen könnten.

Die Betreibergesellschaft der geplanten Ostsee-Gaspipeline, Nord Stream, wertet die jüngsten Äußerungen von Russlands Premier Wladimir Putin zur Zukunft des Projekts nicht als Absage. "Wir bauen weiter an der Pipeline. Allerdings ist mit einer Kostensteigerung aufgrund teurerer Kredite zu rechnen", sagte ein Mitarbeiter des Konsortiums, der anonym bleiben wollte, am Donnerstag. Am Vortag hatte Putin den Bau der zuletzt auf 7,4 Milliarden Euro geschätzten Pipeline mit den Worten infrage gestellt, wenn Europa nicht so viel Gas brauche, wie von Russland angeboten, "werden wir diese Leitung nicht bauen".

Dies wurde in Berlin als Drohung verstanden und von der Union kritisiert. "Es gibt keinen Anlass zu Ungeduld oder mit der Beendigung des Pipeline-Projektes zu drohen", sagte der CDU/CSU- Fraktionsvize Andreas Schockenhoff. Zu einem modernen Rechtsstaat gehöre, dass ein solches Projekt sorgfältig von den Regierungen und Parlamenten der betroffenen Länder geprüft werde.

Massive Kritik von Ostsee-Anrainerstaaten

Vor allem in Schweden, Polen und im Baltikum gibt es massive Kritik an der Pipeline. Die Führung in Moskau beklagte wiederholt, dass der Westen als Partner die nötige Unterstützung vermissen lasse. Die schwedische Regierung hat Sicherheits- und Umweltbedenken gegen die Pipeline. Nicht zuletzt das langsame und komplizierte Genehmigungsverfahren in Schweden gilt als großes Hindernis für das Projekt. Nach der derzeitigen Prüfung durch mehrere voneinander unabhängige Behörden will die Regierung in Stockholm Anfang 2009 Stellung beziehen. Die Polen und Balten befürchten, im Konfliktfall von den russischen Gaslieferungen abgekoppelt zu werden.

Durch die Finanzkrise seien zudem die Kalkulationen für den Bau der Pipeline nicht einfacher geworden, hieß es bei Nord Stream. "Die zu erwartenden Auswirkungen der Verteuerung sind allerdings kein kritischer Faktor", sagte der Unternehmensvertreter. Russland habe schon mehrfach betont, dass sich die Röhre nur in Kooperation mit den EU-Staaten bauen lasse.

An dem Pipeline-Konsortium sind neben dem russischen Staatskonzern Gazprom als Mehrheitseigner auch die deutschen Energiekonzerne Eon und BASF sowie die niederländische Gasunie beteiligt. Das mehr als sieben Milliarden Euro teure Projekt soll 2011 in Betrieb gehen. Durch die 1200 Kilometer lange Pipeline vom russischen Wyborg nach Greifswald sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Ostsee gepumpt werden. An der Spitze des Nord-Stream-Aufsichtsrats steht der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). (mhz/dpa)

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