zum Hauptinhalt
Thilo Sarrazin bleibt bei den Thesen seines Buches "Deutschland schafft sich ab".

© dpa

Umstrittene Thesen zu Integration: Thilo Sarrazin: "Ich habe keine Abbitte zu leisten"

Ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Deutschland schafft sich ab" hat Thilo Sarrazin seine umstrittenen Thesen verteidigt. Dennoch räumte er ein, nun manche Dinge anders zu sehen.

Vor einem Jahr stellte der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) sein Buch "Deutschland schafft sich ab" vor. Zu seinen umstrittenen Thesen steht er weiterhin: "Abbitte zu leisten habe ich sicherlich nicht", sagte er am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“. Er räumte zwar ein, manche Dinge nun anders zu sehen. „Von der Substanz meines Buches würde ich gar nichts ändern“, sagte er. „Ich habe keinen beleidigt.“ Man müsse in der Tat die Dinge radikal sehen, wie sie seien.

Indes habe er noch mehr über die Politik lernen können und sei noch ein bisschen illusionsärmer geworden.

Die Bundesbürger sind einer Umfrage von tns emnid für das Magazin "Focus" zufolge gespalten zu den Thesen Sarrazins. Demnach glauben 42 Prozent der Deutschen, dass Sarrazin die Integrationsdebatte in Deutschland befruchtet hat. 41 Prozent der Befragten verneinten dies. 17 Prozent machten keine Angaben. Die Zustimmung zu Sarrazin lag den Angaben zufolge besonders hoch bei den 30- bis 64-Jährigen. Auch Befragte mit einem Haushaltseinkommen über 1.500 Euro gehen mehrheitlich davon aus, dass Sarrazin die integrationspolitische Debatte in Deutschland vorangebracht hat. Tns emnid hatte am 8. und 9. August 1.000 repräsentativ ausgewählte Deutsche befragt.

Die Debatte um Sarrazins Buch wird auch vom Berliner Wahlkampf angeheizt. Die rechtspopulistische Partei Pro Deutschland hatte auf Wahlplakaten mit dem Slogan "Wählen gehen für Thilos Thesen" und einer durchgestrichenen Moschee geworben. Der Slogan verletze Sarrazins Recht am eigenen Namen, entschied das Landgericht Berlin am vergangenen Donnerstag auf Antrag des SPD-Politikers. Per einstweiliger Verfügung verbot die Kammer der Partei, die betreffenden Plakate weiter im Wahlkampf zu nutzen. Die Entscheidung kann noch angefochten werden.

Sarrazin hatte in den vergangenen Wochen mit einem Rundgang durch Kreuzberg Wirbel verursacht. Mit Begleitung von einem Fernsehteam und der Journalistin Güner Balci war er durch Kreuzberg und Neukölln gelaufen. In Kreuzberg wurde er an mehreren Stellen ausgebuht und angefeindet. Ein Ladeninhaber und später die alevitische Gemeinde ließen vereinbarte Treffen platzen. Eine geplante Dokumentation im Auftrag des Senders rbb wurde daraufhin abgesagt. Die geplante Dokumentation "Thilo Sarrazin - ein Jahr danach" hätte Überschneidungen und Doppellungen mit dem bereits ausgestrahlten ZDF-Beitrag gehabt, ließ der Sender verlauten. Das Projekt sei auch dadurch belastet worden, dass Ko-Autorin Balci selbst zum Gegenstand der Debatte wurde. (dapd/dpa)

,

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false