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Umstrittenes Bahnprojekt: Merkel plädiert erneut für Stuttgart 21

Bundeskanzlerin Merkel hat in der Debatte um die Proteste gegen das Bauprojekt Stuttgart 21 vor einem immer stärkeren Auseinanderfallen von individuellen und übergeordneten Interessen gewarnt. Unterdessen gingen in Stuttgart wieder Zehntausende auf die Straße.

Berlin/Stuttgart - „Wenn wir es nicht schaffen, lokale und gesamtwirtschaftliche Interessen zusammenzubringen, dann ist dieses Land nicht mehr veränderbar“, sagte Merkel am Samstag beim Landestag der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern in Marlow. Der Einzelne müsse bereit sein, mit Blick auf die Gemeinschaft Nachteile in Kauf zu nehmen. „Wenn man nur an sich denkt und nicht an kommende Generationen, ist das ein Problem für unser Land.“ Deutschland habe für die Zukunft alle Chancen, sagte Merkel. „Aber mit dem Sperren gegen jede Veränderung wird das nichts werden.“

Unterdessen bot der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) den Gegnern des Bahnprojekts weitere Diskussionsforen an. In einem offenen Brief schlug er eine „Dialogagenda Stuttgart 21“ vor, die die Schlichtungsgespräche ergänzen solle. In solchen Gremien sollten alle Seiten zusammenkommen und über Einzelfragen wie Kosten und Baustellenmanagement, Anwohnerschutz und besseren Nahverkehr diskutieren.

Am Samstag demonstrierten erneut zehntausende Gegner von Stuttgart 21. Nach Schätzungen eines Polizeisprechers nahmen 55.000 Menschen an der Kundgebung auf dem Schlossplatz teil, die höchste bisher von der Polizei angegebene Teilnehmerzahl seit Beginn der Proteste. Die Veranstaltung sei friedlich verlaufen. Die Veranstalter sprachen von 90.000 bis 100.000 Teilnehmern.

Die Demonstranten forderten einen sofortigen Baustopp und neue Verhandlungen über das Projekt. Die Demonstration stand unter dem Motto „Baustopp sofort – dann Gespräche“. Seit Monaten versuchen Bürger den derzeit 4,1 Milliarden Euro teuren Umbau des denkmalgeschützten Stuttgarter Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof mit 37 Kilometer neuen Tunnelstrecken zu verhindern.

Mappus bedauerte, dass bei dem massiven Polizeieinsatz gegen Umbaugegner vor rund einer Woche Demonstranten und Polizisten zu Schaden gekommen seien. „Ich empfehle uns deshalb, Atem zu holen. Geben wir uns eine Chance, ins Gespräch zu kommen.“. Das Projekt selbst stellte er nicht infrage. Er räumte aber Defizite in der Kommunikation ein. Es hätte mehr getan werden müssen, um anschaulich zu informieren. rtr/dapd/AFP

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