zum Hauptinhalt

Politik: UN: Drogenanbau lässt Wirtschaft schrumpfen Studie weist negative Folgen für Erzeugerländer nach

Berlin. Die illegale Produktion von Kokain und Heroin verhindert Wirtschaftswachstum.

Berlin. Die illegale Produktion von Kokain und Heroin verhindert Wirtschaftswachstum. Das Beispiel Afghanistan zeige, dass der Anbau von Schlafmohn Bürgerkriege begünstige und die Wirtschaft wie die Gesellschaft destabilisiere, sagte der Sekretär des Internationalen Suchtstoffkontrollrats der Vereinten Nationen (INCB), Herbert Schäpe, bei der Präsentation des Jahresberichts der Organisation in Berlin. Eine Untersuchung des INCB habe diesen Zusammenhang erstmals ergeben. Anfang der 90er Jahre sei die Opiatproduktion in dem mittelasiatischen Staat deutlich angestiegen, zugleich habe sich der Lebensstandard verringert. Bis der Handel unter Kontrolle sei, könne sich die politische Situation nicht verbessern, so Schäpe. Zudem würden zwei Drittel der Erlöse des Drogenhandels nicht in Erzeugerländern erzielt, sondern in Industriestaaten, in denen die Produkte verkauft würden. Die Drogenbauern verdienten vom Enderlös nur ein Prozent. Der INCB-Sekretär sagte, die Drogenproduktion Afghanistans habe seit der Absetzung des Talibanregimes wieder stark zugenommen. Illegale Drogenherstellung und -anbau machten in Afghanistan „10 bis 15 Prozent“ des Bruttoinlandsproduktes aus. Die Regierung von Präsident Karsai versuche das Problem einzudämmen, sei aber machtlos.

Die Drogenpolitik Deutschlands und anderer Industriestaaten erschwert nach Ansicht Schäpes die Arbeit des INCB vor Ort. Regierungen sei nur schwer beizubringen, den Drogenanbau zu bekämpfen, wenn zugleich Tendenzen zur Legalisierung in Industriestaaten zunähmen, sagte er. Der Kontrollrat habe daher „ein Problem“ mit den 20 deutschen Fixerstuben, in denen Abhängige unter Aufsicht Drogen nehmen könnten.

Das Gesundheitsministerium wies die Kritik zurück. In Deutschland lebten rund 100 000 Opiatabhängige, von denen viele nur medizinisch behandelt würden, weil sie in die Kontrollräume kämen, sagte Martin Köhler, Leiter der Gruppe Drogen und Sucht. Das Ministerium sehe die kontrollierte Abgabe als „medizinische und ordnungspolitische Aufgabe“. Zudem habe es zwischen 1995 und 2000 bei 2,1 Millionen Einnahmen von Drogen in den Kontrollräumen keinen Todesfall gegeben. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), sagte, nach Auffassung der Regierung stünden die Kontrollräume „in vollem Einklang mit dem internationalen Suchtstoffübereinkommen“. Matthias Langrock

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false