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Politik: UN klagen erstmals Albanerführer im Kosovo an Früherer Kommandant der UCK wegen Familienfehde vor Gericht

Belgrad. Ein Staatsanwalt der UN-Mission im Kosovo (Unmik) hat in Pristina Anklage gegen Ramush Haradinaj, den Führer der drittgrößten Partei, der Allianz für die Zukunft Kosovos, erhoben.

Belgrad. Ein Staatsanwalt der UN-Mission im Kosovo (Unmik) hat in Pristina Anklage gegen Ramush Haradinaj, den Führer der drittgrößten Partei, der Allianz für die Zukunft Kosovos, erhoben. Dem ehemaligen Zonenkommandanten der UCK wird die Beteiligung an einer bewaffneten Auseinandersetzung im Juli vor zwei Jahren vorgeworfen. Es soll sich dabei um eine Familienfehde gehandelt haben, bei der Ramush selber verletzt wurde.

Das Aufsehen, das die Verhaftung im Kosovo und der weiteren Region erregt, bezieht sich nicht auf die vergleichsweise harmlose Anklage, sondern auf die Tatsache, dass erstmals die politische Elite der Kosovo-Albaner ins Visier der Justiz gerät. Bis vor kurzem hatte dieser Personenkreis als „unberührbar“ gegolten. Einen ersten Höhepunkt hatte die jüngste Verhaftungswelle, bei der über zwanzig Bewaffnete dingfest gemacht wurden, am Sonntag erreicht. Schwer bewaffnete Polizisten der UN-Mission überwältigten mitten in Pristina Rrustem „Remi“ Mustafa, einen anderen ehemaligen Zonenkommandanten. Remi war bis zum Sommer vergangenen Jahres Offizier im Kosovo-Schutzkorps (TMK), einer militärisch organisierten Zivilschutzorganisation, in der ein Teil der abgerüsteten UCK Unterschlupf fand. Nachdem er zusammen mit einer ganzen Anzahl von TMK-Kameraden im Juni vergangenen Jahres auf einer schwarzen Liste des US-Präsidenten George W. Bush als „Gefährdung für die regionale Stabilität“ bezeichnet worden war, wurde er vom Dienst suspendiert. Die Anklage wirft Remi die Festhaltung, Folterung und Ermordung von fünf Personen vor. Es soll sich dabei um albanische „Kollaborateure“ gehandelt haben, an denen sich Remi nach dem Einmarsch der Nato rächte.

Im Frühjahr war es zu ersten Festnahmen von TMK-Offizieren gekommen, denen ähnliche Verbrechen vorgeworfen werden. Zwar demonstrierten darauf die Kriegsveteranenverbände, die von Unmik befürchtete Solidarisierungswelle der Bevölkerung, blieb aber aus. Polizeioffiziere berichteten im Gegenteil, Bürger hätten ihnen im Verschwiegenen gedankt, diese Leute aus dem Verkehr gezogen zu haben.

Der neue Kurs entspricht der Philosophie des UN-Administrators, Michael Steiner, der eine „Null-Toleranz-Haltung“ gegenüber Gesetzesbrechern angekündigt hat. Als Priorität für die Normalisierung des Kosovo nennt Steiner die Herrschaft des Rechts in der Region. Andreas Ernst

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