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UN-Klimabericht: "Beispielloser Anstieg der Temperaturen"

Führende Experten aus aller Welt haben in Paris den UN-Klimabericht vorgestellt. Darin wird - deutlich wie nie - den Menschen die Schuld am Klimawandel gegeben. Die Forscher rechnen mit einer "beispiellosen" Erderwärmung von bis zu 6,4 Grad bis zum Jahr 2100.

Paris - Bereits die seit Jahren beobachtete Erwärmung des Klimasystems ist nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ohne Beispiel. Elf der vergangenen zwölf Jahre seien unter den zwölf wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts, heißt es in dem Report.

Verursacher des Klimawandels ist dem Bericht zufolge der Mensch, darin sind sich auch hochrangige deutsche Klimaexperten einig: "Der Bericht stellt ganz klar fest, dass der Mensch überwiegend an der globalen Erwärmung Schuld hat. Natürliche Faktoren spielen eine völlig untergeordnete Rolle", sagte der Potsdamer Forscher Stefan Rahmstorf, einer der Leitautoren des Reports.

"Es gibt kaum noch Zweifel am menschengemachten Klimawandel", ergänzte der geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, Prof. Martin Claußen. Dies mache der Bericht "so deutlich wie nie zuvor". Der Klima-Chefberater der Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber, erklärte: "Mit dem nun vorliegenden Bericht sollten letzte Zweifel ausgeräumt sein, dass wir Menschen es sind, die die Klimaschraube überdrehen."

Sechs Szenarien

Der unter anderem auf rund 400 Computersimulationen basierende Report präsentiert sechs Temperaturszenarien. Im besten Fall sei bis 2100 mit einer Erwärmung von 1,1 bis 2,9 Grad Celsius zu rechnen, im schlimmsten Fall mit 2,4 bis 6,4 Grad. Der Anstieg des Meeresspiegels beträgt bis 2100 im besten Szenario 18 bis 38 Zentimeter, im schlimmsten 26 bis 59 Zentimeter. In den nächsten zwei Jahrzehnten steigt die Temperatur laut IPCC alle zehn Jahre um 0,2 Grad. Selbst wenn die Konzentration der Treibhausgase im Jahr 2000 auf dem damaligen Stand eingefroren worden wäre, wäre ein Temperaturzuwachs von 0,1 Grad Celsius pro Jahrzehnt zu erwarten, hieß es in Paris.

Das Verständnis vom Einfluss des Menschen auf das Klima sei jetzt besser als je zuvor, erklären die rund 2500 IPCC-Experten. Mit einer "sehr hohen Sicherheit" hätten die Aktivitäten des Menschen seit 1750 zur Erwärmung der Erde geführt. Zwischen 1850 - dem Beginn der Aufzeichnungen - und dem Jahr 2005 sei die Temperatur um 0,76 Grad gestiegen. Der inzwischen vierte IPCC-Bericht seit 1990 hält zudem fest, dass sich der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt. Von 1961 bis 2003 seien im Schnitt 1,8 Millimeter pro Jahr hinzugekommen. Zwischen den Jahren 1993 und 2003 stieg der Meeresspiegel dabei im Schnitt bereits um 3,1 Millimeter pro Jahr.

Extreme Wetterereignisse nehmen zu

Die Klimaexperten der Vereinten Nationen beschreiben zahlreiche langfristige Veränderungen, etwa in den Windstrukturen. Zugenommen hätten extreme Wetterereignisse wie Dürren, schwere Niederschläge, Hitzewellen und die Intensität tropischer Zyklone. Anhaltende Treibhausgas-Emissionen auf heutigem oder höherem Stand würden im globalen Klimasystem des 21. Jahrhunderts Veränderungen auslösen, "die sehr wahrscheinlich größer sein würden als die im 20. Jahrhundert beobachteten".

Der frühere Chef des UN-Umweltprogramms und ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer warnte in einem Interview des Westdeutschen Rundfunks: "Wer jetzt noch nicht wach ist, der muss sich fragen, was denn eigentlich passieren muss, damit man den Ernst der Lage erkennt." (tso/dpa)

Internet: www.ipcc.ch ()

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