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Politik: Un-Konferenz gegen Rassismus: "Die Sklaverei war ein krimineller Akt" - Der äthiopische UN-Sprecher Shiawl-Kidanekal über die Konferenz in Durban und die Entschädigung

Teferra Shiawl-Kidanekal ist Sprecher der UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson. Tut sich die Uno wirklich einen Gefallen, wenn sie das Thema der Sklaverei auf die Tagesordnung der Rassismus-Konferenz in Durban setzt - ein Thema, das sich historisch schwer eingrenzen lässt?

Teferra Shiawl-Kidanekal ist Sprecher der UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson.

Tut sich die Uno wirklich einen Gefallen, wenn sie das Thema der Sklaverei auf die Tagesordnung der Rassismus-Konferenz in Durban setzt - ein Thema, das sich historisch schwer eingrenzen lässt?

Wer die Gegenwart und die Zukunft gestaltet, darf die Vergangenheit nicht vergessen. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist die Basis für eine bessere Zukunft. Dabei ist die Anerkennung der Untaten aus der Geschichte extrem wichtig. Aber das bedeutet nicht, dass die Uno bei der Beschäftigung mit der Sklaverei einen bestimmten historischen Zeitabschnitt auswählt. Es geht vielmehr darum, mit der Anerkennung der Sklaverei als historisches Unrecht zu einer besseren Zukunft beizutragen. Eine Entschuldigung der ehemaligen Kolonialstaaten - in welcher Form auch immer - würde schon eine Form der Wiedergutmachung darstellen. Sklaverei muss als Phänomen der Geschichte verurteilt werden. Und dabei muss deutlich werden, dass die Sklaverei ein krimineller Akt war.

Also geht es in erster Linie um eine bloße politische Geste.

Bei den Vorbereitungstreffen für die UN-Konferenz haben die afrikanischen Staaten vorgeschlagen, dass sie nicht eine bestimmte Geldsumme als Wiedergutmachung für die Sklaverei verlangen wollen. Statt dessen könnten die ehemaligen Kolonialmächte zum Beispiel die afrikanische Initiative für Entwicklung unterstützen, die vor einigen Monaten in Lusaka entworfen wurde. Auch eine gesetzliche Regelung zur Abschaffung der Schulden für die Entwicklungsländer gehört zu den Ideen, die vor dem Beginn der Konferenz in Durban noch diskutiert werden. Aber ansonsten wird nicht über eine bestimmte Summe zur Entschädigung der Opfer von Sklaverei und Kolonialismus gesprochen. Denn wo soll man da anfangen? Man kann doch nicht bis in die Zeit des Römischen Reiches zurückgehen und den Engländern eine Wiedergutmachung zahlen.

Also wird es in Durban keine Entscheidung über Entschädigungszahlungen für Opfer der Sklaverei geben.

Das kann man nicht von vornherein ausschließen. Da wird sicher ein Kompromiss gefunden, weil kein UN-Mitglied in Durban die Blamage auf sich nehmen wird, die Konferenz platzen zu lassen. Internationale Konferenzen haben ihre eigene Dynamik - und da wird bis zur letzten Minute verhandelt.

In dem Aktionsprogramm, das in Durban verabschiedet werden soll, sollen die UN-Mitgliedstaaten auch zu neuen Gesetzgebungs-Initiativen zur Bekämpfung des Rassismus aufgerufen werden. Rassismus als Straftatbestand - kommt es über diesen Punkt in Durban möglicherweise auch zum Streit?

Bei den Vorbereitungstreffen ist von den UN-Mitgliedstaaten kein Widerstand signalisiert worden. Alle sind sich einig, dass Rassendiskriminierung ein Übel ist. Aber wie man dieses Übel bekämpft, hängt davon ab, wie jedes Mitgliedsland seine Möglichkeiten in der Gesetzgebung ausschöpft.

Tut sich die Uno wirklich einen Gefallen[wenn sie]

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