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UN-Vollversammlung: Israel organisiert Boykott gegen Ahmadineschad

"Bösartigster Mensch" – "Teufelsanbeter und Kriminelle": Mit gegenseitigen Beschimpfungen hat das Schaulaufen Irans und Israels vor der UN-Generaldebatte begonnen.

Die alljährliche UN-Generalversammlung, die an diesem Mittwoch in New York beginnt, widmet sich einem schwierigen Thema: dem Friedensprozess im Nahen Osten. Wie schwer die Konfliktlösung in dieser Region ist, zeigt der neue verbale Schlagabtausch zwischen Israel und Iran unmittelbar vor dem Beginn der Generaldebatte, bei der neben US-Präsident Barack Obama auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadineschad und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu reden werden.

Anlass für die neuen Misstöne zwischen Teheran und Jerusalem sind Äußerungen Ahmadineschads bei einer Militärparade zum Jahrestag des Beginns des iranisch-irakischen Krieges. Dort hatte er gesagt, sein Land werde hart reagieren, sollte Israel die iranischen Atomanlagen angreifen. "Das Land wird entschieden sein Territorium und seine Rechte verteidigen." Mit Blick auf den israelischen Staat sprach er von "Teufelsanbetern und Kriminellen", die den Nahen Osten "verschmutzt" hätten. Die politische und militärische Stärke Irans erlaube es "diesen Elementen" nicht einmal, an eine militärische Option zu denken.

Irans Präsident reagierte damit auf eine Äußerung von Israels stellvertretenden Außenminister Danny Ajalon, der die seit Jahren übliche Floskel wiederholte, wonach im Hinblick auf das iranische Atomprogramm "alle Optionen auf dem Tisch liegen". Mit dieser diplomatischen Formel machte er erneut deutlich, dass sein Land einen Militärschlag gegen die umstrittenen Atomanlagen des Erzfeindes nicht ausschließt. Auch der israelische Generalstabschef Gabi Aschkenasi sagte dem Armeesender: "Wir sind uns alle einig, dass der beste Weg internationale Sanktionen sind. Ich hoffe, Iran wird dies verstehen. Ich denke, wenn nicht, hat Israel das Recht, sich zu verteidigen und alle Optionen sind offen."

Wie ernst der israelischen Führung diese Drohungen aber tatsächlich sind, bleibt abzuwarten. So hatte Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew im US-Sender CNN erklärt, Israels Staatspräsident Schimon Peres habe ihm versichert, Israel habe keine Pläne für einen Angriff gegen Iran. Laut Medwedjew wäre eine militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran "das Schlimmste, was man sich vorstellen kann".

Nach den jüngsten Verbalattacken Ahmadineschads kommen allerdings auch aus Jerusalem schärfere Töne. Peres nannte den iranischen Widersacher "einen der bösartigsten und schlimmsten Menschen der Gegenwart". Bereits zuvor hatte Ahmadineschad mit seiner jüngsten Äußerung, der Holocaust sei "eine falsche Behauptung, ein Märchen, das als Vorwand für Verbrechen gegen die Menschheit benutzt wird", für große Empörung in Israel und weltweit gesorgt.

Deshalb müht sich Israel auch um einen Boykott der Rede Ahmadineschads vor den Vereinten Nationen. Dazu wandte sich die Delegation bereits in den vergangenen Tagen an die Außenministerien mehrerer Länder und bat sie darum, dass deren höchste Vertreter die Tagungshalle während der Rede Ahmadineschads verlassen. Ministerpräsident Netanjahu, Außenminister Avigdor Lieberman und Verteidigungsminister Ehud Barak würden den Raum "auf alle Fälle" verlassen, sagte eine Regierungssprecherin.

Netanjahu wiederum will nach Angaben hochrangiger Mitarbeiter "eine dramatische Rede" halten und sich dabei auf Iran konzentrieren. Erneut wird Israels Premier die Welt davon überzeugen wollen, dass ein Stopp des iranischen Atomprogramms höhere Priorität habe als die Nahost-Friedensverhandlungen mit den Palästinensern.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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